Die Suspendierung von US-Komiker Jimmy Kimmel durch den Sender ABC hat eine hitzige Debatte über Meinungsfreiheit, politisches Kalkül und wirtschaftliche Feigheit in den Medien ausgelöst. Die Ereignisse zeigen, was passieren kann, wenn Konzerne glauben, sie könnten den früheren Präsidenten Donald Trump besänftigen – und dabei übersehen, dass solche Zugeständnisse meist nur noch größere Forderungen nach sich ziehen.
Im Dezember 2024 hatte ABC bereits einen Vergleich über 16 Millionen US-Dollar mit Trump geschlossen – inklusive einer Spende an dessen Präsidentenbibliothek und der Zahlung seiner Anwaltskosten. Anlass war eine ungenaue Formulierung von ABC-Anchor George Stephanopoulos zur Gerichtsentscheidung gegen Trump im Fall E. Jean Carroll. Obwohl Trump in New York nicht wegen Vergewaltigung, sondern wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wurde, hatte Stephanopoulos das anders dargestellt.
Doch die Hoffnung, Trump mit einem solchen „Keks“ zufriedenzustellen, war trügerisch.
Von Kimmel bis Colbert: Der medienpolitische Dominoeffekt
Neun Monate später setzte ABC Kimmel ab – nur wenige Stunden nachdem der Vorsitzende der Federal Communications Commission (FCC), Brendan Carr (ein Trump-Verbündeter), vage damit gedroht hatte, dem Sender die Sendelizenz zu entziehen. Offiziell wurde die Entscheidung mit sinkenden Einschaltquoten begründet – doch Kritiker sprechen von einem klar politisch motivierten Schritt.
CBS hatte sich bereits zuvor mit einer ähnlichen Zahlung aus einer Trump-Klage freigekauft – angeblich, um eine geplante Unternehmensfusion nicht zu gefährden. Im Juli wurde dann The Late Show with Stephen Colbert eingestellt – laut Sender aus „wirtschaftlichen Gründen“, obwohl Colbert einer der beliebtesten Late-Night-Hosts in der werberelevanten Zielgruppe war.
„Es ist keine wirtschaftliche Entscheidung. Es ist eine politische. Punkt.“, sagte der Medienkritiker Jeff Jarvis.
Trump: Kritik sollte Sendelizenzen kosten
Trump selbst räumte auf einem Rückflug in der Präsidentenmaschine Air Force One ein, dass es ihm weniger um Einschaltquoten, als vielmehr um Kritik an seiner Person gehe: „Wenn ein Sender jeden Abend nur auf Trump einschlägt, dann darf er das nicht. Die sind lizenziert.“
Juristisch ist das natürlich falsch – zumindest noch. Doch mit seinem eigenen FCC-Vorsitzenden im Rücken und einer zunehmenden Zahl willfähriger Medienunternehmen deutet sich an, dass Trumps Einfluss auf die Pressefreiheit wächst.
Backlash gegen Disney & Boykottaufrufe
Die öffentliche Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Damon Lindelof, Produzent der erfolgreichen ABC-Serie Lost, kündigte an, künftig nicht mehr für Disney zu arbeiten, solange Kimmel nicht zurückkehrt. In den sozialen Medien fordern Nutzer Boykotte von Disney, Hulu und anderen Konzernmarken.
Einige Aktivisten vergleichen die Situation mit dem Boykott von Target, das nach einem Rückzieher bei Diversity-Initiativen massive Einbußen verzeichnete.
„ABC hat Trump einen Keks gegeben. Jetzt will er ein Glas Milch.“, schreibt Morrow – angelehnt an das Kinderbuch If You Give a Mouse a Cookie. Demokratische Stimmen warnen bereits vor einem gefährlichen Präzedenzfall.
„Wer sich dem Tyrannen beugt, füttert nur seinen Hunger,“ sagte Senator Chris Van Hollen. „Und wer ihn beschwichtigt, gefährdet uns alle.“
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