Während in Brüssel das Thermometer auf 33 Grad kletterte und Klimaanlagen sich kollektiv verabschiedeten, präsentierte die EU-Kommission ihr neuestes Klimaziel: minus 90 Prozent Emissionen bis 2040 – aber bitte mit viel Gefühl. Der Klimakommissar Wopke Hoekstra gab sich kämpferisch-geschmeidig: „Wir sind ehrgeizig. Wir sind pragmatisch. Wir sind flexibel.“ Das klingt ein bisschen wie eine Bewerbung für den Eurovision Song Contest, ist aber tatsächlich EU-Klimapolitik.
Zertifikate für alle – jetzt auch mit Minzgeschmack!
Das Ziel bleibt offiziell ambitioniert, wird aber durch einen neuen diplomatischen Kunstgriff verdünnt: Zertifikate! Und zwar „hochqualitative“ internationale, wie Hoekstra betonte – quasi die Bio-Zertifikate unter den Verschmutzungsrechten. Damit können EU-Staaten demnächst ihren CO2-Ausstoß einfach irgendwo anders „kompensieren“, vorzugsweise im Globalen Süden. Motto: „Klimaschutz? Outsourcen wir!“
Kritiker nennen das „Greenwashing in High Definition“ – und befürchten, dass wir statt CO2 zu sparen nur Rechentricks lernen. Die Kommission sieht das anders: Man müsse „nicht dogmatisch sein“ – was wohl EU-Code für „wir wissen auch nicht mehr weiter“ ist.
Atomkraft? Ja, bitte. Landwirtschaft? Vielleicht später.
Frankreich hat sich mit einer Extraportion Atomkraft durchgesetzt. Polen wollte sowieso nie mitspielen, und Tschechien hat, wie immer, einfach „auch“ gesagt. Dafür dürfen Länder in Zukunft CO2-Ersparnisse im Verkehr mit Emissionen aus der Landwirtschaft verrechnen. Endlich Gleichberechtigung: Kühe dürfen fliegen, wenn sie dafür Tempolimit einhalten.
CO2 speichern? In Österreich vielleicht bald mit Kellerabteil
Auch Österreich meldet sich zu Wort. Umweltminister Totschnig findet das alles zwar ambitioniert, aber machbar – solange man CO2 einfach unter der Erde verbuddelt. Carbon Capture & Storage klingt nicht nur futuristisch, sondern auch nach einem IKEA-Regal. Praktisch!
NGOs hingegen wittern „Scheinklimaschutz“ – ein Begriff, der bald als Standardkategorie im EU-Klimazertifikat erscheinen könnte.
Nächster Halt: COP30 in Belem – bei 33 Grad im Schatten
Bis zur nächsten Weltklimakonferenz in Brasilien bleibt noch Zeit, das Ziel weiter zu verwässern, zu überarbeiten, oder es vielleicht mit einer PowerPoint-Präsentation als Erfolg zu verkaufen. Die Temperaturen dort? Genau wie in Brüssel: heiß, klebrig, symbolisch.
Aber hey – immerhin bleibt Europa konsequent: Beim Klima wie beim Bürokaffee – heiß aufgebrüht, aber letztlich ziemlich dünn.
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