In Belem, „im Herzen des Amazonas“, hat die 30. Weltklimakonferenz begonnen. Ein Ort, der symbolisch für Hoffnung steht – und praktisch für das, was noch vom Regenwald übrig ist. Die Eröffnungsreden waren wie immer bewegend: Die Welt müsse jetzt handeln, hieß es. Klimaziele müssten „ambitionierter“ werden, und überhaupt: „Tempo, Tempo!“.
Während das Plenum also das Überleben der Menschheit diskutiert, fehlt einer ganz besonders: Donald Trump, der sich lieber damit beschäftigt, den Klimawandel als „größten Betrug aller Zeiten“ zu bezeichnen. Statt eines Auftritts schickte er der COP30 eine stille Botschaft – durch demonstrative Abwesenheit und null hochrangige US-Vertreter.
Die USA: zweitgrößter Emittent weltweit, aber bei der Klimakonferenz auf Tauchstation. Wenn es eine Disziplin im Nichtstun gibt, führen sie das Ranking souverän an.
Hinterzimmerpolitik statt Klimaschutz
Beobachter befürchten, dass Washington – obwohl physisch abwesend – trotzdem „geistig anwesend“ ist: mit alten Tricks und neuen Drohkulissen. Erinnerungen an vergangene Konferenzen, bei denen US-Delegationen mit Visaentzug, Zöllen und dem diplomatischen Holzhammer Stimmung gemacht haben, werden wieder wach.
Politologin Sonja Thielges nennt es das „schlimmstmögliche Szenario“. Für Trump vermutlich ein Lob.
Klimaschutz – privat organisiert
Zum Glück gibt es noch das andere Amerika: Bundesstaaten, Städte und Aktivisten, die kollektiv „nicht in meinem Namen“ sagen. Über 100 von ihnen reisen nach Belem – als Anti-Trump-Delegation mit moralischer Rückendeckung. Dabei auch Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom, der zeigen will, dass wenigstens irgendwo in den USA noch das Klima zählt.
EU mit Absichtserklärungen, China mit Pokerface
Die EU verspricht, das „Klimaengagement zu verstärken“. Details? Ach, später. China ist da, sagt aber wenig. Offenbar hat man gelernt: Wer nichts verspricht, kann auch nichts brechen.
Selbst Ursula von der Leyen versicherte, Europa wolle „seinen Teil beitragen“. Welcher Teil das genau ist, bleibt Nebelzone. Immerhin war das Gepäck der Delegation leicht – die Klimapläne (NDCs) blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Kritik gibt’s gratis, Lösungen gegen Aufpreis
Während Umweltorganisationen wie Greenpeace oder WWF fleißig 1,5-Grad-Aktionspläne fordern, wird gleichzeitig ein globaler Waldschutzfonds als „großer Erfolg“ gefeiert – noch vor Beginn der Verhandlungen. Kritiker nennen es ein Feigenblatt in sattem Tropengrün.
UNO-Klimachef Simon Stiell mahnte: Es müsse alles „viel, viel schneller gehen“. Klingt gut – wurde aber auch schon auf COP23, COP24, COP25… gesagt.
Fazit:
Willkommen bei COP30 – der Konferenz der Wahrheit, wie Brasiliens Präsident Lula sie nennt. Die Wahrheit ist: Ohne die USA, mit halben Versprechen und vollen Protestzelten wird Belem wohl eher zur Konferenz der vertanen Chancen.
Aber hey – das Maskottchen ist süß, und der Wald drumherum macht sich gut auf den Selfies.
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