Kleinanlegerschutzgesetz – Regulierung bis zum Ende – gehen wird dann alle nur noch zu Banken und Versicherungen?

Das wäre wohl der Wunsch der Banken und Versicherungen in Deutschland, dann gäbe es für Anleger nur noch die Möglichkeit, dort ihr Geld anzulegen. Das bedeutet aber auch, dass es kaum einen Wettbewerb um gute Produkte auf dem Markt geben würde, denn Banken und Versicherungen ständen dann zwar im Wettbewerb untereinander, aber nicht wie heute zum grauen Kapitalmarkt. Wir sind übrigens kein Gegner des grauen Kapitalmarktes, im Gegenteil dort gibt es sicherlich mehr seriöse Marktteilnehmer als unseriöse. Wir müssen auch ganz ehrlich sagen, dass, wenn wir nur über die GUTEN berichten würden, wir natürlich den Ruf kommen würden, „von denen bezahlt zu sein für die gute Meinung, die man“ bei uns lesen kann. Das jetzt in Teilen bekannte Kleinanlegerschutzgesetz mit den Änderungswünschen des Bundesrates geht zwar in die richtige Richtung, aber letztlich deuten viele Bestimmungen und Regulierungsansätze daraufhin, dass man den „grauen Kapitalmarkt“ gar nicht mehr haben will.

Es soll also keine unternehmerischen Beteiligungen mehr geben. Ob das eine Lösung aller Problem des Finanzmarktes ist, mag ich nicht zu beurteilen. Der Gesetzgeber scheint es zu glauben und jetzt umsetzen zu wollen. Einhergehend mit den dann neuen Gesetzen werden sich viele Dinge auch im Umfeld des heutigen „grauen Kapitalmarktes“ verändern. Ratingagenturen werden so gut wie gar nichts mehr zu tun haben. Was machen eine Stefan Appel, ein Philipp Nerb oder Scope denn? was machen Plattformen wie Gomopa und diebewertung.de dann? geht uns der Stoff aus? Nein, denn auch im weißen Kapitalmarkt läuft bei weitem nicht alles rund. Denken wir nur an das Thema „vorbörsliche Aktien“. Diesem Thema wird man sich dann sicherlich wesentlich mehr widmen. Einhergehend natürlich auch sich einmal die Schreiber zum Beispiel von Börsenbriefen anschauen, und genauer recherchieren wer hinter so mancher vorbörslichen Aktienemission steht. Das bedeutet es wird einen anderen Zielfocus geben. Ähnlich wird es sicherlich Ratingspezialisten gehen, auch hier wird eine andere Zielfokussierung erfolgen. Man wird sich aber auch verstärkt dem KAGB Fonds widmen, den regulierten Fonds. Von denen gibt es derzeit ja ganz wenige auf dem Markt. Gerade die Regulierung hat ja hier ja auch zu einem Tiefstand bei den Zeichnungssummen geführt, wenn man sich einmal die offiziellen Zahlen des BSI anschaut. Auch für diese Marktteilnehmer haben sich die Marktbedingungen völlig verändert, aber nicht nur das, sondern auch die Kostenstrukturen. Hier wird die Zukunft zeigen müssen, welche Renditen die überhaupt noch abliefern können, und ob der Anleger damit zufrieden sind.

Was wir gut finden ist, dass die Beratungsqualität der Vermittler besser wird, das schon dadurch dass man immer mehr Produkte in den Bereich des 34f Gewerbeordnung verschiebt von der Beratungserlaubnisvoraussetzung her. Je besser der Berater, desto besser sicherlich auch die Beratung.

Eine Zukunft sehen wir auch für das Thema „Haftungsdach“, was ja durch den Fall Infinus sehr in Verruf geraten war. Nachdem aber Berater immer mehr sehen, dass man als Berater eines Haftungsdaches eben nicht in die persönlichen Beraterhaftung kommt, wenn das ordentlich dokumentiert ist.

Was uns ein wenig fehlt im „Kleinanlegerschutzgesetz“ sind Ausführungen zum Thema „Ratingagenturen“ .Hier gibt es durchaus hochqualifiziertes Personal das für Ratings wirklich geeignet ist, da könnte man natürlich auch den Weg gehen das man sogar ein Rating zur Auflage für ein Produkt macht, aber eben nicht von irgendeiner Agentur, sondern einer bei der BaFin zugelassenen Agentur. Diese Ratings könnten dann ein Bestandteil des Prospektes sein, so würde der Anleger direkt im Prospekt nicht nur eine Meinung hören und lesen. Auch das wäre sicherlich des Überdenkens wert.

Es gibt viele gute Dinge im grauen Kapitalmarkt, die man möglicherweise nun „kaputtmacht“, was eigentlich gar nicht sein müsste. Aber das ist in Deutschland leider oft so. Erst zu lasch und dann überreguliert.

Wir waren ja in den vergangenen Monaten ein großer Gegner von Nachrangdarlehen oder auch Direktinvestments, zumindest von denen, über die wir berichtet haben. Trotzdem, das Nachrangdarlehen halten wir für eine tolle Sache, wenn es ordentlich prospektiert ist und wenn ordentlich dazu beraten wurde. Warum kann ich einen Anleger zum Beispiel nicht 2-mal unterschreiben lassen, dass er sich bewusst ist, dass es ein Totalverlustrisiko gibt? Einmal wenn das Beratungsgespräch stattgefunden hat und einmal beim Vertragsabschluss? Die meisten der von uns „abgewatschten Produkte“ waren Produkte, wo man auf der Webseite alle Vorteile herausgestellt hat, aber eben nicht, dass es auch ein Totalverlustrisiko gibt. Bei den Direktinvestmentkonstruktionen war auch immer nur auf die Vorteile verwiesen worden, aber was mache ich mit einem Eisenbahnwaggon, der nicht mehr vermietet ist? Was mache ich mit einem Container, der nicht mehr vermietet ist? Wer sagt mir, dass es die Rückkaufsfirma in 5 oder 8 Jahren noch gibt und die das Geld hat die Direktinvestments zum angedachten Preis zurückzukaufen? Wer kümmert sich dann um mein Direktinvestment, wenn genau diese Firmen, die sich um die Vermietung und um den Rückkauf kümmern sollten, nicht mehr da sind? Genau das waren unsere Fragen, die wir nie beantwortet bekamen. Warum auch immer.

 

Wir würden uns auch oft wünschen, dass es einen besseren Austausch von Marktkennern gibt, um auch hier dann auf auf solchen Plattformen wie Gomopa, cafe4eck oder diebewertung.de nicht 2 mal das Gleiche schreiben zu müssen. Auch hier sollte man Kräfte bündeln und Wissen miteinander verbinden. Ob das überhaupt funktionieren kann, müsste man herausfinden. Aber wer ist dazu im Markt bereit, ohne seine eigenen Interessen bedroht zu sehen? Wir werden ab Januar 2016 eine neue Welt haben eine neue Finanzwelt, ob es eine bessere Welt für die Anleger ist oder nur für Banken und Versicherungen, wird dann die Folgezeit zeigen. Es wird sich auch zeigen müssen, ob es im Finanzmarkt überhaupt noch einen Wettbewerb um gute Produkte gibt, denn das wäre für den Anleger wichtig. Nun bin ich gespannt, ob dieser Artikel zu einer lebhaften Diskussion führt. Das würde ich mir persönlich wünsche.

 

One Comment

  1. Ein Aussteiger Freitag, 20.02.2015 at 18:27 - Reply

    Das ist doch mehr als offensichtlich !

    Es geht nie um Verbraucherschutz sondern um einzelne oder höhere Interessen und wie ich diese dann zum eigenen Vorteil an die Masse verkaufen kann.

    Diese ganze Regulierung ist zwar oberflächlich gesehen „nett“ gedacht, so wie andere vorher auch, haben aber nichts mit der Realität zu tun.

    Was ganz einfach und ganz klar fehlt für den Verbraucher sind Aussagen und Texte die auch jeder versteht, Tranzparenz und vorallem das er mal Hinterfragt.

    Es ist doch lachhaft anzunehmen, das wenn ich eine Prüfung bei der IHK ablege , ob 34d , 34f , xyz und was noch kommen mag, das dann der Verbraucher eine bessere Beratung erhält, wenn alles eh provisionsgestäuert ist. Auch bei Banken.In welchem Interesse wir der Berater wohl beraten egal welche Qualifikation er in der Tasche hat ?

    Es geht einzig und allein um die Finanzlobby, Verlagerung, Aussiebung, Angstmache und Verarsche am Verbraucher. Ich könnte mittlerweile ein Buch darüber schreiben, nur es würde leider keiner lesen, weil der Verbraucher überwiegend sich gar nicht mit dem Thema auseinander setzten will.

    Das ist zu trocken, zu kompliziert, zu müßig, zu langweilig für die spärliche Freizeit. Da hilft blindes Vertrauen mehr, bis man wieder schlechte Erfahrungen gemacht hat und motzen kann.Und dann kommt die nächste oberflächliche Umsetzung zum angeblichen Schutz.

    Ich habe selber über 12 Jahre in den verschiedensten Bereichen der Finanzdienstleistung gearbeitet und könnte Sachen berichten , das sich einem die Haare sträuben würden. Deswegen habe ich auch keine Lust mehr, da ich es alleine aus Gewissensgründen nicht mehr tun könnte.

    Ich kenne sowohl den Banken und Versicherungsbereich, als auch den freien Markt “ grauen Markt „. Und es ist alles ein großer Zirkus.

    Die, die von sich behaupten, egal welche Institution dahinter steckt, das sie garantiert dem Verbraucher helfen im Bereich von Kapitalanlagen, sind entweder dumm gehalten worden und haben keine Ahnung oder so abgebrüht, das sie mit dieser Lüge auch gut leben können.

    Es gibt nämlich rein garnichts was in irgend einer Sache 100% sicher ist im Kapitalbereich. Nur müssen das merkwürdigerweise gerade Banken und Versicherungen nicht prospektieren. Gerade was die „klassischen Anlageformen“ angeht.

    Ich frage mich warum viele Sachen gerade in Deutschland immer so kompliziert dargestellt oder sogar verheimlicht werden ? Es könnten viele Sachen so einfach sein und es wäre auch mehr Vertrauen wenn der Verbraucher es auch verstehen würde wie ein Produkt funktionieren soll und was er, wie bei anderen Produkten und Dienstleistungen auch ,weiß was er wirklich für sein Geld bekommt bzw. nicht bekommt.

    Warum wird eigentlich nicht schon in der Schule über dieses Thema intensiv gesprochen ? Weil man das gar nicht will und das die nächsten neuen leichtgläubigen Opfer sind.

    Zahlen wird immer der Verbraucher , so oder so ! Bis er bereit ist selbst Verantwortung zu übernehmen um seine eigenen Entscheidungen treffen zu können. Und das ist nicht nur im Finanzbereich so .

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