In der aktuellen Staffel der Serie „The Secret Lives of Mormon Wives“ sorgt eine Szene für Aufsehen: Die Protagonistin Jen Affleck und ihr Ehemann Zac unterziehen sich einer Ketamintherapie. Mit Kopfhörern, Augenmasken und einer Ketamin-Infusion entspannen die beiden in Liegestühlen – eine Erfahrung, die laut Jen helfen soll, Traumata und negative Verhaltensmuster zu lösen. Doch was genau ist Ketamin und wie funktioniert die Therapie?
Was ist Ketamin?
Ketamin ist ein dissociatives Anästhetikum, das ursprünglich zur Narkose entwickelt wurde. Es wirkt auf die NDMA-Rezeptoren im Gehirn, die eine zentrale Rolle bei der Signalübertragung spielen. Normalerweise hilft der Neurotransmitter Glutamat, diese Rezeptoren zu aktivieren – ähnlich wie ein Ampelsystem, das von Rot auf Grün schaltet. Wenn das Gehirn jedoch ständig Schmerzsignale empfängt, wie bei schweren Verletzungen, kann Ketamin diese Übertragung blockieren.
In höheren Dosen führt Ketamin zu einem Gefühl der Abtrennung vom Körper – einem sogenannten „Out-of-Body-Erlebnis“ oder sogar zu Halluzinationen. In medizinischen Kontexten wird es nicht nur zur Anästhesie verwendet, sondern auch zur Schmerzlinderung bei schwerwiegenden Eingriffen.
Wie funktioniert die Ketamintherapie?
Ketamin wird heute nicht nur zur Schmerzbehandlung, sondern auch in der Psychotherapie eingesetzt. Bei psychischen Erkrankungen wie schwerer Depression oder Angstzuständen kann Ketamin die Negativspirale aus belastenden Gedanken unterbrechen. Dr. Shannon Eaton von der Arizona State University erklärt: „Bei Depressionen kann Ketamin das ständige Grübeln unterbrechen, indem es dem Gehirn signalisiert: ‚Stopp – höre auf, diese negativen Gedanken zu senden.’“
Die Therapie kombiniert meist niedrig dosiertes Ketamin mit kognitiver Verhaltenstherapie (CBT). Der kontrollierte Einsatz in einer medizinischen Umgebung soll es ermöglichen, sich von belastenden Denkmustern zu lösen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Ist Ketamin legal?
In den USA ist Ketamin als Arzneimittel zugelassen und wird insbesondere als Anästhetikum und Beruhigungsmittel in Notaufnahmen verwendet. Es kann bei kleineren Eingriffen helfen, etwa beim Einrenken von Knochen oder zur Sedierung auf Intensivstationen. Für therapeutische Zwecke darf Ketamin jedoch nur unter medizinischer Aufsicht verabreicht werden.
Außerhalb medizinischer Anwendungen ist Ketamin als Droge bekannt und wird illegal verwendet. Besonders im Freizeitkontext besteht ein hohes Risiko für gesundheitliche Schäden, insbesondere ohne fachkundige Überwachung. Die Nebenwirkungen können von Kreislaufproblemen bis hin zu psychischen Krisen reichen.
Warum ist die Ketamintherapie umstritten?
Die Verwendung von Ketamin zur psychischen Behandlung ist relativ neu und wissenschaftlich noch nicht vollständig erforscht. Während einige Studien positive Effekte bei Depressionen zeigen, gibt es auch ethische und therapeutische Bedenken. Insbesondere bei Menschen mit Herzerkrankungen oder bestehenden psychischen Störungen kann der Einsatz riskant sein.
Auch die gesellschaftliche Akzeptanz ist umstritten. In der Serie „The Secret Lives of Mormon Wives“ äußert Jen Affleck selbst Zweifel, ob Ketamin im Einklang mit den Werten der Kirche steht. Tatsächlich bewegt sich die Therapie oft in einem Graubereich, insbesondere wenn spirituelle oder kulturelle Überzeugungen mit modernen Therapieansätzen kollidieren.
Fazit: Ein zweischneidiges Schwert
Ketamin kann in der medizinischen Behandlung von Depressionen und Traumata vielversprechend sein, wenn es unter strenger Aufsicht und in einem therapeutischen Kontext angewendet wird. Gleichzeitig birgt es erhebliche Risiken, wenn es unsachgemäß oder ohne fachliche Begleitung eingesetzt wird.
Ob die Ketamintherapie langfristig in der psychischen Gesundheitsversorgung etabliert wird, hängt von weiteren klinischen Studien und der gesellschaftlichen Debatte über ihre Sicherheit und Wirksamkeit ab. Der öffentliche Diskurs, angestoßen durch Serien wie „The Secret Lives of Mormon Wives“, zeigt: Das Interesse an innovativen Therapien ist groß – aber auch die Skepsis bleibt.
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