Eigentlich hätte das US-Arbeitsministerium an diesem Freitag den offiziellen Arbeitsmarktbericht für September veröffentlichen sollen. Doch wegen des Regierungsstillstands bleibt die Behörde dunkel – und damit auch die wichtigste Datengrundlage für Anleger, Notenbanker und Ökonomen.
Prognosen statt offizieller Zahlen
Ohne frische BLS-Zahlen müssen sich Analysten auf Schätzungen und private Daten stützen. Erwartet wird ein Jobaufbau von rund 50.000 Stellen im September. Damit würde sich der leichte Anstieg von August (22.000 neue Jobs) fortsetzen. Die Arbeitslosenquote dürfte stabil bei 4,3 % liegen.
Im Detail:
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Privatwirtschaft: +62.000 Jobs erwartet
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Staatlicher Sektor: –12.000 Jobs (vor allem beim Bund)
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Löhne: +0,3 % zum Vormonat, +3,7 % zum Vorjahr
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Arbeitszeit: stabil bei 34,2 Stunden pro Woche
Gründe für die Abkühlung
Der US-Arbeitsmarkt wächst deutlich schwächer als im Vorjahr. 2024 brachte der September noch 240.000 neue Jobs – fast fünfmal so viele wie heute erwartet. Ursachen sind:
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Alterung der Bevölkerung (mehr Menschen scheiden aus dem Arbeitsmarkt aus)
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weniger Einwanderung und mehr Abschiebungen
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steigende Zahl entmutigter Arbeitssuchender
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Schwäche im Baugewerbe, u. a. wegen hoher Zinsen und unsicherer Wirtschaftslage
Gewinnerbranche Gesundheit
Ein Lichtblick ist der Gesundheitssektor. Mit täglich rund 10.000 neuen Rentnern in den USA steigt der Bedarf an medizinischer Versorgung rasant. Schon in den Vormonaten stellte das Gesundheitswesen den größten Teil der neuen Jobs. Viele, die in anderen Branchen keine Perspektive mehr sehen, orientieren sich in diese Richtung um.
Harte Realität für Arbeitssuchende
Während Entlassungen bislang nicht dramatisch zunehmen, ist die Jobsuche extrem zäh:
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Die Zahl der Menschen, die länger als sechs Monate arbeitslos sind, liegt so hoch wie seit 2016 nicht mehr (außer in der Pandemie).
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Neueinstellungen verlaufen schleppend, viele Unternehmen halten sich zurück.
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Arbeitslose berichten, dass Bewerbungen über Monate hinweg kaum Resonanz finden.
Regionale Unterschiede
Daten der regionalen US-Notenbanken zeigen:
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In den meisten Bundesstaaten ist die Arbeitslosigkeit stabil.
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Einzelne Regionen spüren aber stärkeren Druck, vor allem im Baugewerbe.
Fazit
Der US-Arbeitsmarkt ist schwach, aber stabil – ein Paradox, das Ökonomen mit dem demografischen Wandel und strukturellen Faktoren erklären. Wachstumstreiber ist fast ausschließlich das Gesundheitswesen, während andere Sektoren stagnieren oder schrumpfen.
Solange die Regierung im Shutdown steckt, bleibt aber vieles nur Schätzung. Und gerade das macht die Märkte nervös.
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