Kaugummi gehört für viele Menschen zum Alltag – beim Sport, im Büro oder einfach zwischendurch. Doch eine neue wissenschaftliche Untersuchung zeigt: Beim Kauen werden erhebliche Mengen Mikroplastik freigesetzt und gelangen direkt in den menschlichen Speichel. Die Ergebnisse werfen ein neues Licht auf ein Produkt, das bisher kaum im Zusammenhang mit Kunststoffbelastung stand.
Unerwartete Quelle von Mikroplastik
Kunststoffe sind in vielen Alltagsprodukten längst allgegenwärtig. Bekannt ist, dass Menschen Mikroplastik über Nahrung, Getränke oder die Umgebung aufnehmen. Dass jedoch auch Kaugummi zu einer bedeutsamen Belastungsquelle werden kann, wurde bislang kaum erforscht.
Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass ein einziges Stück Kaugummi bis zu 3.000 Mikroplastikpartikel freisetzen kann – abhängig von Gewicht, Zusammensetzung und Kauintensität. Viele Menschen kauen im Jahr über 150 Kaugummis. Das könnte die jährliche Mikroplastikaufnahme deutlich erhöhen.
Synthetisch oder natürlich – kaum ein Unterschied
Untersucht wurden sowohl synthetische als auch natürliche Kaugummis. Das Ergebnis:
Beide Sorten setzten ähnliche Mengen Mikroplastik frei. Auch die enthaltenen Kunststoffarten waren identisch – darunter Polyolefine, Polyethylenterephthalate und Polystyrole.
Besonders überraschend: Der Großteil der Partikel löste sich in den ersten zwei Minuten des Kauens. Nach etwa acht Minuten waren bereits rund 94 Prozent der freisetzbaren Kunststofffragmente herausgelöst.
Wie Mikroplastik beim Kauen entsteht
Die Forschenden stellten fest, dass nicht Enzyme im Speichel den Kunststoff zersetzen, sondern ein mechanischer Effekt:
Das Kauen wirkt wie Schleifen, wodurch winzige Plastikfragmente von der Kaugummibasis abgerieben werden.
Da die Studie technisch nur Partikel ab einer Größe von 20 Mikrometern erfassen konnte, ist davon auszugehen, dass zusätzlich kleinere Mikro- und Nanoplastikpartikel freigesetzt werden – sie wurden nur nicht messbar erfasst.
Wie viel Mikroplastik nimmt der Mensch auf?
Schätzungen zufolge nimmt ein Mensch jährlich Zehntausende Mikroplastikpartikel aus verschiedenen Quellen auf. Das Kaugummikauen kann diese Menge laut den Forschenden „spürbar erhöhen“.
Was bedeutet das für Konsumenten?
Zwar ist noch unklar, welche gesundheitlichen Auswirkungen Mikroplastik langfristig hat, doch Studien an Tieren und menschlichen Zellen weisen mögliche Risiken für Herz-Kreislauf-System, Stoffwechsel und Entzündungsprozesse auf.
Wer seine Belastung senken möchte, kann:
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Kaugummi seltener oder länger kauen (statt häufig neue Stücke zu nehmen).
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Auf Produkte ohne synthetische Kaugummibasis achten.
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Den Kaugummi nicht achtlos wegwerfen, denn auch in der Umwelt trägt er zur Plastikverschmutzung bei.
Fazit
Kaugummi gilt als Lifestyle-Produkt – doch der unscheinbare Alltagsartikel hat eine versteckte Seite. Die neue Studie zeigt, dass beim Kauen erhebliche Mengen an Mikroplastik freigesetzt werden können. Damit rückt ein Produkt in den Fokus, das bisher kaum als Kunststoffquelle wahrgenommen wurde.
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