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Kanadischer Meerespark droht mit Einschläferung von 30 Belugawalen – Regierung verweigert Export nach China

mjimages (CC0), Pixabay
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In Kanada sorgt ein bizarrer und tragischer Streit um das Schicksal von 30 Belugawalen für Empörung. Der Meeres-Themenpark Marineland in Niagara Falls (Ontario) droht, die Tiere einzuschläfern, nachdem die kanadische Regierung den Export der Wale nach China untersagt und gleichzeitig staatliche Finanzhilfe abgelehnt hat.

Marineland, das über die größte Gruppe von Belugawalen in Gefangenschaft in Kanada verfügt, wollte die Tiere an den Chimelong Ocean Kingdom Park in der chinesischen Stadt Zhuhai abgeben. Doch die zuständige Ministerin für Fischerei, Joanne Thompson, lehnte den Export ab – mit Verweis auf das kanadische Gesetz von 2019, das die Nutzung von Walen und Delfinen zu Unterhaltungszwecken verbietet.

„Ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, einen Export zu genehmigen, der das Leiden dieser Belugas fortsetzt“, erklärte Thompson. Ein Transfer nach China hätte bedeutet, dass die Tiere erneut in Shows und Vorführungen eingesetzt werden – genau das, was Kanada mit der Gesetzesänderung verhindern wollte.

Marineland in finanzieller Schieflage

Der Park, der seit Jahren wegen Tierquälerei und mangelhafter Haltungsbedingungen in der Kritik steht, befindet sich in einer massiven finanziellen Krise. Nach eigenen Angaben ist Marineland „praktisch bankrott“ und nicht mehr in der Lage, die 30 Wale zu versorgen.

Wie die New York Times und der Sender CBC News berichten, teilte der Park mit, das Einschläfern der Tiere sei „eine direkte Folge der Entscheidung der Ministerin“. Marineland hatte zuletzt um staatliche Hilfe gebeten, um die Versorgung der Wale sicherzustellen – doch das Ministerium wies den Antrag als „unangemessen“ zurück.

Thompson betonte, dass das Fehlen einer alternativen Unterbringung nicht bedeute, dass der Staat für die Tiere zahlen müsse.

Jahrelange Kritik und Todesfälle

Die Kritik an Marineland reicht weit zurück. Schon 2020 hatte die Tierschutzbehörde Animal Welfare Services nach einer Untersuchung festgestellt, dass die Meerestiere im Park unter anhaltendem Stress litten. Innerhalb von zwei Jahren waren zwölf Wale gestorben, seither sollen laut Canadian Press insgesamt 20 Belugas verendet sein – allein fünf im Jahr 2024.

Mit sinkenden Besucherzahlen, wachsendem öffentlichem Druck und zunehmenden Verlusten versuchte Marineland, seine Anlagen zu verkaufen und die verbliebenen Tiere zu verlegen – bislang ohne Erfolg.

Tierschützer empört über Drohung

Tierschutzorganisationen reagierten entsetzt auf die Drohung, die Wale einzuschläfern. Camille Labchuk, Geschäftsführerin der Organisation Animal Justice, nannte das Vorgehen „moralisch verwerflich“:

„Marineland hat eine moralische Verpflichtung, für die Zukunft dieser Tiere zu sorgen. Diese Drohungen sind abscheulich.“

Auch die Organisation World Animal Protection forderte die Provinzregierung von Ontario auf, einzugreifen und die Tiere zu beschlagnahmen:

„Die Regierung muss Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass die Belugas die bestmögliche Pflege erhalten.“

Ein Symbol für das Scheitern privater Tierhaltung

Der Fall Marineland zeigt exemplarisch, wie schnell kommerzielle Tierhaltung in moralische und rechtliche Sackgassen geraten kann. Der Park, einst ein Publikumsmagnet, steht heute für die Schattenseiten des Geschäftes mit Meeressäugern – und für ein System, in dem wirtschaftliche Interessen oft über das Wohl der Tiere gestellt werden.

Wie es mit den 30 Belugawalen weitergeht, ist ungewiss. Ohne staatliche Unterstützung oder ein rettendes Abkommen droht eine Entscheidung, die viele Kanadier als nationales Versagen im Tierschutz empfinden würden.

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