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Kalifornien verbietet Verkauf leicht umgebauter Glock-Pistolen – neuer Schlag gegen „Do-it-yourself“-Maschinengewehre

3839153 (CC0), Pixabay
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Kalifornien hat ein neues Waffengesetz verabschiedet, das den Verkauf bestimmter halbautomatischer Handfeuerwaffen – vor allem von Glock-Modellen – stark einschränkt, weil sie sich zu leicht in Maschinengewehre umwandeln lassen. Gouverneur Gavin Newsom unterzeichnete das Gesetz am 10. Oktober – und entfacht damit eine heftige Debatte zwischen Waffenlobby und Befürwortern strengerer Waffengesetze.

Das Gesetz richtet sich gegen sogenannte „Glock-Switches“, winzige, aber hochgefährliche Vorrichtungen, mit denen handelsübliche Pistolen in Sekunden zu automatischen Waffen werden. Diese kleinen Umrüstteile, die meist 3D-gedruckt oder im Internet bestellt werden, greifen in den Abzugsmechanismus der Waffe ein und ermöglichen es, mit einem einzigen Druck auf den Abzug ganze Magazine leerzufeuern – bis zu 1.200 Schuss pro Minute, wie die Organisation Everytown for Gun Safety warnt.

Ein solches Gerät spielte auch bei einem Massenmord in Birmingham (Alabama) im vergangenen Jahr eine Rolle, bei dem vier Menschen starben und über ein Dutzend verletzt wurden.

Was das neue Gesetz vorsieht

Mit dem neuen Gesetz Assembly Bill 1127 erweitert Kalifornien die bestehende Definition von „Maschinengewehr“: Künftig gelten auch halbautomatische Pistolen, die leicht modifiziert werden können, als verboten im Verkauf. Betroffen sind vor allem Glock-Modelle und bauähnliche Waffen, die eine sogenannte „cruciform trigger bar“ nutzen – ein Bauteil, das besonders anfällig für den Einsatz solcher Switches ist.

Der Verkauf dieser Waffen im Einzelhandel wird ab 2026 untersagt. Händler dürfen nur noch Bestände verkaufen, die sie bereits vorher besitzen, und Ausnahmen gelten für Polizei und Sicherheitskräfte. Der Besitz solcher Waffen bleibt dagegen weiterhin legal – niemand muss also seine bereits gekaufte Glock abgeben.

„Kalifornien nimmt niemandem seine Pistole weg“, sagte Waffenforscherin Jennifer Dineen von der Universität Connecticut. „Aber der Staat setzt ein klares Zeichen, wenn der Hersteller selbst nichts unternimmt.“

Warum Glock im Visier steht

Die kleinen Umrüstteile stammen zwar nicht direkt von Glock selbst, doch Kritiker werfen dem Unternehmen vor, seit Jahren untätig zu bleiben, obwohl bekannt sei, wie einfach seine Waffen zu modifizieren sind. Zwischen 2017 und 2021 beschlagnahmte das US-Alkohol-, Tabak- und Feuerwaffenamt (ATF) über 5.400 solcher Konverterteile – ein Anstieg um 570 Prozent gegenüber den fünf Jahren davor.

Diese sogenannten „Auto Sears“ gelten inzwischen als das häufigste illegale Waffenzubehör in den USA. Laut ATF werden sie zunehmend von Jugendlichen verwendet und sind in vielen Fällen mit 3D-Druckern hergestellt – schnell, billig und kaum nachverfolgbar.

„Ein legal gekauftes und registriertes Glock-Modell kann binnen Sekunden zu einer illegalen Kriegswaffe werden“, warnt Dineen.

NRA zieht vor Gericht

Die National Rifle Association (NRA) reagierte prompt: Bereits am 13. Oktober kündigte sie gemeinsam mit mehreren Waffenrechtsgruppen eine Klage gegen Kalifornien an. Die Organisation argumentiert, das Gesetz verletze das zweite Verfassungsrecht auf Waffenbesitz, da es eine „der beliebtesten Handfeuerwaffen Amerikas“ faktisch verbiete.

„Kalifornien ignoriert offen die Urteile des Obersten Gerichtshofs“, erklärte die NRA in einem Statement.

Rechtsexperten sehen die Erfolgschancen der Klage allerdings gering, da das Gesetz weder alle Handfeuerwaffen noch den Besitz bestehender Waffen verbietet – sondern lediglich den Verkauf bestimmter, leicht manipulierbarer Modelle.

Druck auf Glock wächst – auch aus anderen Staaten

Kalifornien ist nicht allein: Bundesstaaten wie New Jersey, Minnesota und Maryland sowie Städte wie Baltimore, Chicago und Portland haben bereits Klagen gegen Glock eingereicht. Sie werfen dem Unternehmen vor, durch die Konstruktion seiner Waffen die Verbreitung illegaler Maschinengewehre zu begünstigen.

„Waffengewalt ist eine Epidemie“, sagte die demokratische Abgeordnete Catherine Stefani, die das Gesetz in Kalifornien eingebracht hatte. „Hersteller dürfen nicht einfach wegsehen, während ihre Produkte zu Maschinengewehren umgebaut werden.“

Mit jährlich Millionen verkaufter Waffen gehört Glock zu den größten Herstellern der Welt. Kalifornien, nach Texas und Florida der drittgrößte US-Waffenmarkt, könnte mit diesem Gesetz erheblichen wirtschaftlichen Druck auf das Unternehmen ausüben.

Blick in die Zukunft

Ob Kaliforniens Gesetz Bestand hat, wird nun die Justiz entscheiden. Doch der Schritt markiert einen wichtigen Wendepunkt in der US-Waffendebatte: Der Staat greift ein, weil die Industrie es nicht tut.

Andere Bundesstaaten wie New York und Illinois erwägen bereits ähnliche Gesetze. Inzwischen haben mindestens 28 US-Staaten eigene Regelungen gegen Glock-Switches eingeführt – doch Kalifornien geht als erstes gezielt gegen die Verkaufsbasis der Waffenhersteller vor.

Egal wie der Rechtsstreit ausgeht: Das neue Gesetz sendet eine klare Botschaft – Kalifornien will verhindern, dass aus jedem Hinterhof 3D-Drucker ein Maschinengewehr kommt.

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