In den letzten Monaten ist der Preis für Kakao dramatisch angestiegen, was die deutsche Süßwarenindustrie erheblich unter Druck setzt. Im April dieses Jahres erreichte der Börsenpreis für eine Tonne Rohkakao erstmals über 10.000 Euro – ein Anstieg um das Fünffache im Jahresvergleich. Obwohl der Preis inzwischen auf etwa 7.000 Euro gesunken ist, erwarten Experten bald signifikante Preissteigerungen für Schokoladenprodukte.

Die Hauptgeschäftsführerin eines bedeutenden Verbands der deutschen Süßwarenindustrie erklärte, dass alle Hersteller von Kakaoerzeugnissen – darunter Schokolade, Kakaogetränke und kakaohaltige Lebensmittel wie gefüllte Gebäcke – bei der Beschaffung und Finanzierung von Kakao stark belastet seien. Dies liegt an langfristigen Verträgen für Kakaomasse, Kakaopulver und Kakaobutter, die die Preissteigerungen erst verzögert an die Industrie weitergeben.

Die Gründe für den jüngsten Anstieg der Kakaopreise sind vielfältig: Schlechte Ernten in Westafrika, klimatische Extreme, Pflanzenkrankheiten und eine hohe Nachfrage haben das Angebot verknappt. Hinzu kommt das Cacao-Swollen-Shoot-Virus (CSSV), das durch Blattläuse übertragen wird und in Westafrika, insbesondere in Ländern wie Ghana und der Elfenbeinküste, zu erheblichen Ernteverlusten führt.

Die Einführung der neuen EU-Entwaldungsrichtlinie am Ende des Jahres wird zusätzliche Kosten verursachen. Hersteller müssen zukünftig nachweisen, dass ihre Produkte entwaldungsfrei produziert wurden, was einen erheblichen administrativen Mehraufwand bedeutet.

Die Auswirkungen auf die Verbraucherpreise sind bereits spürbar. Experten prognostizieren Preiserhöhungen für Süßwaren um bis zu 30 Prozent. Die Lager vieler Händler sind bereits leer, und die nächste Kakaoernte wird erst im Oktober 2024 erwartet. Somit scheint eine Entspannung der Preislage in der nahen Zukunft unwahrscheinlich.

Auch in den Verhandlungen zwischen Supermarktketten und Herstellern zeigen sich Spannungen. Ein bekannter Hersteller von Schokoladenprodukten hat aufgrund von Uneinigkeiten über die Preisanpassungen einen Lieferstopp gegenüber einer großen Einzelhandelsgruppe verhängt. Dadurch werden Produkte wie Schokolade und Kekse in den betreffenden Märkten zunehmend knapper.