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Kältebäder, Vitaminpillen und Nasensprays – kann man das Immunsystem wirklich boosten?

cocoparisienne (CC0), Pixabay
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In der kalten Jahreszeit wächst das Interesse an Mitteln und Methoden, die das Immunsystem angeblich stärken sollen. Doch was hilft wirklich gegen Viren und Bakterien – und was ist bloß ein Mythos? BBC-Gesundheitsreporter James Gallagher hat verschiedene Ansätze getestet, darunter eiskaltes Schwimmen, Nahrungsergänzungsmittel und Bewegung. Die Wissenschaft liefert einige überraschende Antworten.

Eisbaden: Ein echter Immun-Booster oder einfach nur eiskalt?

James Gallagher wagte sich in ein 3,9 Grad kaltes Wasserreservoir in London, um herauszufinden, ob kaltes Baden das Immunsystem stärkt. Studien zeigen, dass die Kälte das Stresshormon Adrenalin freisetzt und mehr weiße Blutkörperchen ins Blut schickt – also genau die Zellen, die Infektionen bekämpfen.

Doch Immunologin Prof. Eleanor Riley von der Universität Edinburgh dämpft die Erwartungen: „Diese Veränderungen sind nur vorübergehend. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise, dass Menschen, die regelmäßig kalt baden, seltener krank werden.“

Fazit: Kältebäder sind vielleicht ein erfrischendes Abenteuer, aber keine bewährte Methode zur Infektabwehr.

Regelmäßige Bewegung – ein echter Schutzschild?

Während die Vorteile des Eisbads umstritten sind, gibt es solide Hinweise darauf, dass moderate Bewegung das Immunsystem langfristig positiv beeinflusst. Studien zeigen, dass körperlich aktive Menschen seltener an Erkältungen leiden.

Ein besonderes Beispiel sind ältere Menschen, die regelmäßig Sport treiben: Eine Studie mit 80-jährigen Radfahrern ergab, dass ihr Immunsystem so leistungsfähig war wie das von deutlich jüngeren Menschen.

„Es gibt zwar keine klinischen Studien mit höchster Beweiskraft, aber alle vorhandenen Daten deuten darauf hin, dass Bewegung gut für das Immunsystem ist – auch wenn sie keine Wundermittel ist“, sagt Dr. Margaret McCartney, Expertin für evidenzbasierte Medizin.

Fazit: Sport kann das Immunsystem stärken, aber übermäßiges Training kann auch das Gegenteil bewirken. Moderates Training ist also der Schlüssel.

Vitaminpillen: Sinnvoll oder nur teurer Urin?

Vitamin C wird oft als Wundermittel für das Immunsystem angepriesen. Doch laut Dr. McCartney ist das Unsinn: „Wenn man nicht an Vitamin-C-Mangel leidet, bringt eine Extraportion keinen nachgewiesenen Vorteil.“

Auch Multivitamine seien in den meisten Fällen überflüssig. „Sie machen nur den Urin teurer“, so McCartney.

Vitamin D könnte jedoch eine Ausnahme sein. Im Winter sinkt der Vitamin-D-Spiegel, da er durch Sonnenlicht gebildet wird. McCartney sagt: „Es gibt Hinweise, dass Vitamin D Menschen mit Atemwegserkrankungen helfen könnte, aber die Beweislage ist nicht eindeutig.“

Fazit: Vitaminpräparate sind für gesunde Menschen meist unnötig – mit Ausnahme von Vitamin D im Winter, wenn ein Mangel vorliegt.

Die innere Uhr des Immunsystems – der richtige Zeitpunkt für Impfungen?

Interessanterweise arbeitet unser Immunsystem nicht rund um die Uhr gleich effektiv.

Prof. Riley erklärt: „Das Immunsystem ist morgens am leistungsfähigsten und wird im Laufe des Tages schwächer.“ Deshalb fühlen sich Erkältungssymptome morgens oft schlimmer an.

Dieser tägliche Rhythmus könnte sogar Auswirkungen darauf haben, wann man sich impfen lassen sollte. Studien deuten darauf hin, dass eine Impfung am Morgen möglicherweise eine stärkere Immunantwort hervorruft als am Nachmittag.

Fazit: Wer sein Immunsystem optimal nutzen will, sollte auf einen regelmäßigen Tagesrhythmus achten und Impfungen eher früh am Tag erhalten.

Rauchen, Übergewicht und Stress – die wahren Immunkiller

Während viele Menschen nach „Wundermitteln“ suchen, übersehen sie oft die größten Risiken für ein geschwächtes Immunsystem:

✅ Rauchen: „Nikotin schädigt die Lunge direkt und macht sie anfälliger für Infektionen“, erklärt Prof. John Tregoning.
✅ Übergewicht: „Es erhöht chronische Entzündungen im Körper und kann das Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen.“
✅ Stress: Hohe Cortisol-Werte (ein Stresshormon) können die Immunantwort schwächen.

Studien zeigen, dass Spaziergänge in der Natur, soziale Kontakte und Entspannungstechniken helfen können, das Immunsystem zu entlasten.

Fazit: Anstatt sich auf Nahrungsergänzungsmittel oder fragwürdige Methoden zu verlassen, ist es oft sinnvoller, Stress zu reduzieren, mit dem Rauchen aufzuhören und ein gesundes Gewicht zu halten.

Salzwassersprays – ein einfacher Trick gegen Erkältungen?

Ein überraschendes Ergebnis einer Lancet-Studie zeigt: Ein einfacher Salzwasserspray könnte helfen, Erkältungen schneller zu überstehen.

Probanden, die bei den ersten Symptomen regelmäßig ihre Nase mit Salzwasser spülten, waren im Durchschnitt zwei Tage kürzer krank.

Dr. McCartney meint jedoch: „Ein teurer Nasenspray aus der Apotheke ist nicht besser als eine einfache Salzwasserlösung.“

Fazit: Salzwassersprays könnten tatsächlich helfen – aber es reicht eine günstige Salzlösung aus der Drogerie.

Kann man das Immunsystem wirklich boosten?

Die Wissenschaft ist sich einig: „Ein gesundes Immunsystem ist bereits so stark, wie es sein kann.“ Man kann es nicht „über seine normale Leistung hinaus verstärken“, erklärt Prof. Riley.

Doch es gibt Dinge, die helfen, gesund zu bleiben:
✔️ Impfen – der beste Schutz gegen bestimmte Infektionen
✔️ Gesunde Ernährung und Bewegung – stärkt langfristig die Immunabwehr
✔️ Genügend Schlaf & wenig Stress – hält das Immunsystem stabil

„Anstatt Geld für ‚Immunbooster‘ auszugeben, sollte man lieber darauf achten, gar nicht erst krank zu werden“, rät Prof. Riley.

Fazit: Es gibt keine Wundermittel, aber eine gesunde Lebensweise ist die beste Abwehr gegen Infektionen.

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