In den USA sorgt eine neue Generation junger, schwarzer Konservativer für Aufsehen – allen voran der 23-jährige CJ Pearson, der mit provokanten Aussagen, Podcasts und Social-Media-Beiträgen gezielt junge Wähler*innen anspricht. Sein Stil? Offen, konfrontativ und ganz auf virale Reichweite ausgerichtet.
Bereits mit 13 Jahren wurde Pearson durch ein kritisches Video über Barack Obama bekannt. Heute ist er eine der lautesten Stimmen der Black MAGA-Bewegung (Make America Great Again). In seinem Podcast nimmt er kein Blatt vor den Mund, wettert gegen linke Politik und scheut nicht davor zurück, prominente Persönlichkeiten öffentlich zu kritisieren – etwa wegen ihrer Ehen mit weißen Partnern, die er als vermeintliche Doppelmoral deutet.
Kulturkampf statt klassischer Parteiarbeit
Pearson und Mitstreiterinnen wie Janiyah Thomas, die 2024 Trumps Black-Media-Direktorin war, vertreten eine neue Art des Konservatismus: laut, provokativ und popkulturell aufgeladen. Statt auf politische Zurückhaltung setzen sie auf Social Media, Memes und virale Auftritte – ganz in Trumps Manier.
Dabei greifen sie gezielt kulturelle Themen auf und positionieren sich als Gegenentwurf zu traditionellen schwarzen Demokraten. Plattformen wie Blexit, eine Bewegung, die Schwarze zum „Ausstieg“ aus der Demokratischen Partei bewegen will, organisieren Kampagnen an Hochschulen mit hohem Anteil schwarzer Studierender – mit gemischtem Erfolg. An manchen Universitäten wurden sie sogar des Geländes verwiesen.
Wachsende Reichweite – aber wenig Wahlerfolg
Obwohl sie auf TikTok und Instagram millionenfach gehört werden, konnten prominente schwarze konservative Kandidaten wie Herschel Walker oder Mark Robinson in den letzten Jahren keine großen Wahlerfolge verbuchen. Gründe dafür sehen Analysten in der Diskrepanz zwischen Online-Popularität und realer Wählerbindung. Viele Schwarze Wähler*innen fühlten sich von den Inhalten und dem Stil dieser Kandidaten nicht angesprochen – insbesondere dann, wenn diese auf die rechtspopulistische Basis Rücksicht nehmen müssten.
Trotzdem zeigt eine Pew-Studie von 2024, dass Trump 15 % der schwarzen Stimmen gewann – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2020. Gleichzeitig sank seine Zustimmung im Verlauf seiner zweiten Amtszeit wieder, nicht zuletzt wegen wirtschaftlicher Entwicklungen, die schwarze Bevölkerungsgruppen überproportional trafen (etwa ein Anstieg der Arbeitslosigkeit von 6 % auf 7,5 %).
Politische Ambitionen: Vom Social-Media-Star zum Politiker?
CJ Pearson selbst gilt als Hoffnungsträger der Bewegung – möglicherweise auch für ein künftiges politisches Amt. Noch ist er zu jung für den Kongress, doch mit Unterstützung durch konservative Medien, Prominente und eine Agentur aus Hollywood arbeitet er an seinem öffentlichen Profil. In sozialen Netzwerken verteidigt er konsequent Trump und dessen Politik, stellt sich gegen Diversitätsprogramme und fordert „Eigenverantwortung statt Sozialhilfe“.
Ob diese Rhetorik allein reicht, um langfristig schwarze Wählerinnen zu gewinnen, bleibt abzuwarten. Politikwissenschaftler wie Bilal Sekou verweisen darauf, dass viele der republikanischen Kernforderungen mit den Anliegen vieler Schwarzer Amerikanerinnen kollidieren.
„Schwarz und Republikaner zu sein, reicht nicht, um Wahlen zu gewinnen“, meint auch Pearson selbst. Man brauche starke Inhalte, klare Botschaften und einen Draht zur Community.
Fazit: Kampf um kulturelle Deutungshoheit
Die junge Generation schwarzer Konservativer will nicht nur Wahlen gewinnen, sondern auch die kulturelle Deutungshoheit erlangen. Sie präsentieren sich als rebellisch, unangepasst und als Gegenentwurf zu dem, was sie als „Mainstream-Linke“ verstehen. Ob dieser Stil auf Dauer politischen Erfolg bringt, wird sich zeigen – die Bühne dafür haben sie sich jedenfalls selbst geschaffen.
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