Jeff Bezos, Eigentümer der Washington Post und Gründer von Amazon, hat eine tiefgreifende Veränderung der Meinungsseite der Zeitung angekündigt, die zum Rücktritt von David Shipley, dem bisherigen Chefredakteur der Redaktion, führte.
Bezos erklärte in einem unternehmensweiten Schreiben, dass sich die Washington Post künftig auf zwei zentrale Leitlinien konzentrieren werde: „persönliche Freiheiten“ und „freie Märkte“. In einem Beitrag auf X (ehemals Twitter) präzisierte er, dass andere Themen weiterhin behandelt würden, jedoch „Gegenpositionen zu diesen beiden Säulen von anderen Plattformen veröffentlicht werden müssten“.
„Ich bin überzeugt, dass freie Märkte und persönliche Freiheiten das Richtige für Amerika sind. Diese Ansichten kommen in der aktuellen Meinungslandschaft zu kurz, und wir werden diese Lücke schließen.“ – Jeff Bezos
Ein Chefredakteur tritt zurück
David Shipley, der seit 2022 die Meinungsseite leitete, entschied sich, das Blatt zu verlassen, anstatt die neuen Vorgaben umzusetzen.
„Ich bewundere David Shipley sehr und bot ihm die Möglichkeit, diese neue Richtung zu führen. Aber ich sagte ihm: Wenn die Antwort nicht ‚Ja, unbedingt!‘ ist, dann ist sie ‚Nein‘. Nach sorgfältiger Überlegung hat David sich entschieden zu gehen, und das respektiere ich.“ – Jeff Bezos
Shipley verabschiedete sich in einer internen E-Mail, in der er betonte, stolz auf die Arbeit seines Teams zu sein, das in nur zwei Jahren zwei Pulitzer-Preise und zwei Loeb Awards gewonnen habe.
Kritik aus der Redaktion – Lob von Konservativen
Die Ankündigung löste sofort scharfe Kritik unter Post-Mitarbeitern aus.
- Jeff Stein, leitender Wirtschaftsreporter: „Das ist ein massiver Eingriff von Jeff Bezos. Dissentierende Meinungen werden hier nicht mehr toleriert.“
- Amanda Katz, ehemalige Redakteurin der Meinungsseite: „Eine absolute Abkehr von Prinzipien wie Verantwortlichkeit der Mächtigen, Gerechtigkeit und Demokratie.“
- Kolumnist Philip Bump schrieb schlicht: „What the actual f**k“ auf Bluesky.
Konservative hingegen begrüßten die Entscheidung:
- Charlie Kirk (Turning Point USA): „Ein großartiger Schritt in die richtige Richtung.“
- Elon Musk applaudierte auf X mit „Bravo, @JeffBezos!“
Medienwandel oder politisches Kalkül?
Die Meinungsseite der Washington Post war jahrzehntelang ein Forum für diverse politische Perspektiven. Kritiker werfen Bezos nun vor, die Blattlinie an seine eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen anzupassen.
Der Zeitpunkt des Umbruchs ist brisant: Bereits im Herbst 2024 verhinderte Bezos, dass die Post eine Wahlempfehlung für Kamala Harris aussprach. Daraufhin kündigten zahlreiche Journalisten, und das Blatt verlor 250.000 Abonnenten.
Bezos wies Anschuldigungen zurück, er wolle sich mit Trump gutstellen, um seine Geschäftsimperien zu schützen. In einem seltenen Kommentar räumte er jedoch ein:
„Man kann meinen Einfluss als Schutz vor Einschüchterung sehen – oder als Netz von Interessenkonflikten. Nur meine eigenen Prinzipien können die Waage in die eine oder andere Richtung kippen.“
Wie geht es weiter?
David Shipleys Nachfolge soll in Kürze bekannt gegeben werden. Post-Geschäftsführer Will Lewis betonte, dass der neue Leiter „voll und ganz“ hinter den Prinzipien der freien Märkte und persönlichen Freiheiten stehen müsse.
Die Frage bleibt: Wird die Washington Post unter Bezos zu einer Plattform mit klarer politischer Agenda – oder einfach nur ein weiteres Medienunternehmen, das sich dem wirtschaftlichen Pragmatismus anpasst?
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