Es sollte ein Fest der Demokratie werden, ein donnerndes Signal für soziale Gerechtigkeit, bessere Arbeitsbedingungen und ein bisschen schnellere Einbürgerung. Herausgekommen ist: ein laues Lüftchen und eine Wahlbeteiligung, die selbst bei Betriebsratswahlen in der Mittagspause mitleidig belächelt würde.
Von über 51 Millionen wahlberechtigten Italienerinnen und Italienern quälte sich nicht einmal ein Drittel zur Urne – oder besser gesagt: zum Wahllokal, um dann nichts zu tun. Laut Innenministerium blieben stolze 71 Prozent einfach zu Hause, beim Espresso, beim Sonntagsessen oder beim Scrollen durch TikTok.
Und warum? Vielleicht lag es an den Themen. Denn wer kann sich an einem heißen Juni-Sonntag schon für so leidenschaftlich-emotionale Fragen wie „bessere Abfindung“, „Haftung bei Arbeitsunfällen“ oder „Kündigungsschutz“ erwärmen? Da hört selbst der letzte Gewerkschafter am Strand auf zu wedeln. Und das Thema „schnellere Einbürgerung für Migranten“? Nun, das klingt in Italien aktuell etwa so sexy wie Steuererklärung mit Meloni.
Apropos Meloni: Die rechte Ministerpräsidentin setzte ganz auf aktive Passivität. Ihre Koalition riet den Anhängern: Nicht hingehen, Demokratie aussetzen. Meloni selbst besuchte zwar pflichtbewusst das Wahllokal – als Fototermin – verweigerte dann aber demonstrativ ihre Stimme. Demokratie light, ganz ohne Kalorien.
Die Initiatoren – vor allem Gewerkschaften und linke Parteien – stehen nun etwas bedröppelt da: „Wir wollten das Land verändern – aber es hatte leider keine Zeit.“ Immerhin: Die endgültigen Ergebnisse der Nicht-Abstimmung werden noch ausgezählt. Vielleicht findet sich ja doch noch ein Enthusiast unter den Sofaschläfern.
Fazit: Italien hat abgestimmt – mit den Füßen. Und diese blieben größtenteils auf dem Wohnzimmerteppich.
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