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Interview mit Rechtsanwältin Kerstin Bintschev: „Hohe Rendite? Dann schauen Sie bitte ganz genau hin.“

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Redaktion: Frau Bintschev, viele Privatanleger träumen von zweistelligen Renditen durch Beteiligungen an grünen Energieprojekten oder über scheinbar attraktive Anleihemodelle. Wie schätzen Sie solche Angebote aus juristischer Sicht ein?

Kerstin Bintschev: Ganz offen: Wer Renditen von 8, 10 oder gar 15 % jährlich versprochen bekommt, muss sich fragen, warum etablierte Banken oder institutionelle Investoren nicht längst investiert haben. Solche Angebote sind oft nicht per se unseriös, aber sie beinhalten fast immer deutlich höhere Risiken, als es die Hochglanzprospekte vermuten lassen. Anleger müssen verstehen: Rendite und Risiko sind untrennbar miteinander verbunden.

Redaktion: Viele dieser Investitionen stammen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien. Dort ist das Interesse wegen Klimawandel und Energiewende besonders groß. Ist das eine vertrauenswürdige Branche?

Bintschev: Der grüne Anstrich allein ist kein Gütesiegel. Es stimmt zwar, dass Photovoltaik, Windkraft oder Biogas durch das EEG gefördert werden – das macht sie attraktiv. Aber gerade im grauen Kapitalmarkt, also außerhalb der klassischen Börsen, sind viele Anbieter kleine oder junge Unternehmen, die den regulären Kapitalmarkt nicht nutzen können oder wollen. Das bedeutet nicht zwangsläufig Betrug, aber die Wahrscheinlichkeit für Fehlentwicklungen oder Insolvenzen ist wesentlich höher.

Redaktion: Es heißt oft, man könne Solaranlagen kaufen, auf fremden Dächern, mit steuerlichem Vorteil und Grundbucheintrag. Das klingt doch sehr sicher – oder?

Bintschev: Es klingt gut – aber bitte genau hinschauen. Ein Grundbucheintrag schützt nicht vor Insolvenzen des Anbieters. Auch steuerliche Vorteile können kippen, wenn die Finanzverwaltung eine andere Sichtweise entwickelt. Und bei Renditeversprechen von „bis zu 580 % über 40 Jahre“ muss man sich klarmachen: In 40 Jahren kann sehr viel passieren – wirtschaftlich, rechtlich, steuerlich. Das ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten.

Redaktion: Was raten Sie Menschen, die solche Angebote im Netz finden?

Bintschev: Erstens: Lassen Sie sich nicht von bunten Versprechen und Beispielrechnungen blenden. Zweitens: Lesen Sie die Emissionsunterlagen kritisch – oder lassen Sie diese juristisch prüfen. Drittens – und das ist mir besonders wichtig – führen Sie immer eine eigene, unabhängige Recherche durch. Plattformen wie investigate.jetzt bieten genau dafür wertvolle Hintergrundinformationen zu Anbietern, Bonitäten und Geschäftsmodellen.

Redaktion: Welche konkreten Risiken sehen Sie bei den hier beworbenen Anleihe- oder Beteiligungsformen?

Bintschev: Einige Beispiele:

  • Nachrangige Darlehen – im Insolvenzfall haften Anleger wie Eigentümer und stehen ganz hinten in der Gläubigerreihe.

  • Genussrechte – suggerieren eine sichere Verzinsung, sind aber wirtschaftlich oft Eigenkapital.

  • Mangelnde Transparenz – viele Unternehmen umgehen gezielt Aufsichtspflichten, indem sie unterhalb der Prospektpflicht bleiben.

  • Laufzeitbindung – Verträge mit 10 oder 20 Jahren Laufzeit lassen sich kaum kündigen, wenn Probleme auftreten.

  • Und schließlich: Verlust des eingesetzten Kapitals, wie man es bei Prokon, Mifa oder Strenesse leider gesehen hat.

Redaktion: Was ist mit der Argumentation, dass Banken selbst hohe Renditen auf Ökoanleihen verdienen – aber Kleinanleger ausschließen?

Bintschev: Das ist ein populistisches Argument, das sich gut verkauft, aber zu kurz greift. Banken investieren in Unternehmen, die sie mit eigenen Abteilungen durchleuchten. Privatleute haben dieses Instrumentarium nicht. Sie gehen oft blind Risiken ein, die sie nicht einmal ansatzweise beurteilen können.

Redaktion: Also Finger weg von allem?

Bintschev: Nein, so pauschal möchte ich das nicht sagen. Es gibt durchaus seriöse grüne Kapitalanlagen – aber sie müssen sorgfältig ausgewählt, rechtlich geprüft und sinnvoll gestreut werden. Und auch dann sollten Anleger nur Geld investieren, auf das sie im Ernstfall verzichten können. Ich kann nur nochmals appellieren: Verlassen Sie sich nicht auf Werbeaussagen – nutzen Sie Plattformen wie investigate.jetzt für eine objektive Recherche.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview, Frau Bintschev

Bintschev: Sehr gern. Und bleiben Sie wachsam – hohe Rendite ist fast nie ein Geschenk, sondern meist eine Einladung zur genauen Prüfung.


🛑 Hinweis der Redaktion:
Dieser Beitrag stellt keine Anlageberatung dar. Prüfen Sie jede Kapitalanlage gründlich. Nutzen Sie für Ihre eigene Risikoeinschätzung unabhängige Rechercheportale wie investigate.jetzt und ziehen Sie bei Bedarf eine juristische oder finanzielle Fachberatung hinzu.

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