Redaktion: Herr Nerb, Sie haben das Goldkaufprogramm der TGI AG untersucht. Wie war Ihr erster Eindruck?
Philipp Nerb: Wie eine Schatzkarte, die mit Kaffee bekleckst und in Comic Sans geschrieben wurde. Versprochen wird viel – von Milliarden an Gold bis zu Rabatten, die fast wie Zinsen aussehen, aber juristisch keine sein sollen. Es glänzt, ja. Aber ob es echtes Gold ist oder nur gut lackiertes Messing, bleibt unklar.
Redaktion: Die Firma spricht von bis zu 4 % Rabatt monatlich auf den Kaufpreis. Das klingt doch verlockend?
Nerb: Klar, verlockend wie ein Gratisurlaub auf der Titanic. 4 % im Monat? Das ist nicht nur ein Rabatt, das ist ein ökonomisches Wunder, das selbst Jesus in Gold verwandeln würde – vorausgesetzt, es gibt das Gold wirklich. Was fehlt, sind unabhängige Nachweise. Keine 3D-Gutachten, keine verifizierbaren Lagerbestände. Nur viele Videos und schöne Worte.
Redaktion: Aber gab es nicht einen Freispruch vor Gericht?
Nerb: Ja – das wurde in allen Werbevideos gefeiert wie der erste Goldfund am Yukon. Aber: Ein Freispruch ist keine TÜV-Plakette für das Geschäftsmodell. Das Gericht sagte nur, dass es keinen Betrug feststellen konnte – nicht, dass das Ganze wirtschaftlich sinnvoll, durchdacht oder vertrauenswürdig wäre.
Redaktion: Was sagen Sie zur Mine in Guyana?
Nerb: Laut Eigenangaben darf dort auf 500 km² geschürft werden. Klingt toll. Aber es gibt weder klare Fördernachweise noch verlässliche Lizenzen, die man prüfen könnte. Und 2021 soll eine Überschwemmung die komplette Ausrüstung zerstört haben. Professionelle Minenbetreiber lassen sich durch Wetter selten in die Knie zwingen – außer, sie waren vorher schon auf wackeligem Fundament.
Redaktion: Die TGI AG betont immer wieder, dass Kunden physisches Gold kaufen.
Nerb: Theoretisch, ja. Praktisch warten sie bis zu 36 Monate. Und in dieser Zeit ist das Gold – oder das, was als Gold bezeichnet wird – irgendwo zwischen Guyana, Ghana, und einer PR-Abteilung unterwegs. Technisch betrachtet müsste das Gold für jeden Kunden eindeutig identifizierbar sein. Doch wie das passieren soll? Offenbar per Wunschzettel ans Universum.
Redaktion: Könnte man sagen, das Geschäftsmodell sei innovativ?
Nerb: Wenn man Innovation als „Marketing in Goldfolie“ definiert – ja. Das Modell ist eine Mischung aus Direktvertrieb, Hoffnung, Social Media und einer Prise „Vertrau mir, Bruder“. Es fehlt allerdings die Grundlage: echte, überprüfbare Fakten.
Redaktion: Was ist Ihr Fazit?
Nerb: Für mich ist das Angebot nur bedingt empfehlenswert. Wer auf Abenteuer steht, kann sein Geld auch in eine Schatzsuche im eigenen Keller investieren – mit denselben Erfolgsaussichten. Wer hingegen seriös vorsorgen will, sollte sich vielleicht an Anbieter wenden, die mehr liefern als schöne Bilder und Versprechungen.
Redaktion: Herr Nerb, vielen Dank für Ihre Offenheit!
Nerb: Immer gerne – solange man mich nicht verklagt. Denn Transparenz sollte man nicht drohen, sondern leben.
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