Eine neue repräsentative Untersuchung im Auftrag der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen sorgt für wachsendes Unbehagen: Kinder und Jugendliche werden im Internet immer häufiger mit pornografischen Inhalten konfrontiert – und das in deutlich jüngerem Alter als bislang angenommen.
Fast jedes zweite Kind im Teenageralter sieht Pornos – rasanter Anstieg in nur zwei Jahren
Laut der Studie haben 47 Prozent der 11- bis 17-Jährigen bereits pornografische Inhalte konsumiert. Zwei Jahre zuvor lag dieser Wert noch bei 35 Prozent. Damit zeigt sich eine deutliche und beschleunigte Entwicklung, die Experten zunehmend beunruhigt.
Besonders auffällig:
Mehr als die Hälfte der jungen Menschen, die Pornos gesehen haben, stößt bereits vor dem 14. Geburtstag auf solche Inhalte – oft ungeplant, manchmal bewusst.
Auswirkungen auf die sexuelle Entwicklung: Viele Kinder erkennen Fiktion nicht als solche
Die Untersuchung zeigt, dass der frühe Kontakt mit Pornografie Spuren hinterlässt. Nur ein Viertel der befragten Kinder und Jugendlichen betrachtet pornografische Darstellungen als unrealistisch. Für alle anderen verschwimmen Fiktion und Realität – mit möglichen Folgen für:
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Körperbild und Selbstwert
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Erwartungen an Partnerschaft und Sexualität
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den Umgang mit Konsens und Grenzen
Fachleute warnen, dass gerade Jüngere kaum zwischen echten Beziehungen und inszenierten Darstellungen unterscheiden können. Pornos könnten so unbemerkt zu „Lehrmaterial“ werden – mit problematischen Vorstellungen über Sexualität im Gepäck.
Warum sehen so viele Kinder früher Pornos?
Die Studie nennt mehrere Gründe, die den Anstieg erklären könnten:
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Ungefilterte Zugriffsmöglichkeiten über Smartphones und Social Media
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Fehlende technische Schutzmaßnahmen in vielen Haushalten
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Zunehmende sexuelle Neugier bei sinkendem Alter der Internetnutzung
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Algorithmische Empfehlungen und ungefragte Inhalte auf Plattformen
Gerade TikTok, Instagram und Messaging-Dienste gelten als Einfallstor, da dort sexualisierte Inhalte oft ungehindert verbreitet werden.
Was die Ergebnisse für Eltern und Schulen bedeuten
Fachleute sehen dringenden Handlungsbedarf. Sie empfehlen:
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offene Gespräche über Sexualität, bevor Kinder zufällig mit Pornos in Berührung kommen
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klare Regeln zur Internetnutzung
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technische Schutzmaßnahmen wie Filtersoftware
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altersgerechte Aufklärung in Schulen
Nur so könnten Kinder ein realistischeres Bild von Sexualität entwickeln, bevor digitale Inhalte es für sie tun.
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