Ehemalige Häftlinge und Aktivisten schlagen Alarm über miserables Essen, fehlende medizinische Versorgung und systematische Unterernährung – in einem System, das keine Strafe sein soll.
„Wir hatten ständig Hunger“ – Bericht einer ehemaligen Insassin
Camila Muñoz, eine junge Frau aus Lateinamerika, schildert ihren Aufenthalt in einem US-Einwanderungslager als demütigend, entwürdigend und vor allem: hungrig.
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Mahlzeiten ungenießbar: Tiefgekühlte Bologna-Wurstscheiben, sauer gewordene Bohnen, geleeartige Marmelade mit Kristallen – das war Alltag.
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Portionen zu klein, Mahlzeiten unregelmäßig: Frühstück manchmal um 4 Uhr morgens, Mittagessen um 10 Uhr, Abendessen viele Stunden später.
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Frisches Obst? Fehlanzeige.
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Körperliche Folgen: Magenprobleme, Durchfall, Gewichtsverlust – selbst bei Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes oder Nierenproblemen.
ICE und Betreiber verteidigen sich – doch die Fakten sprechen eine andere Sprache
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Das Richwood-Zentrum wird vom privaten Anbieter LaSalle Corrections betrieben, unter Vertrag mit der US-Behörde ICE (Immigration and Customs Enforcement).
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ICE behauptet, die Einrichtungen würden den nationalen Standards entsprechen.
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Doch offizielle Inspektionsberichte zeigen wiederholt Verstöße, etwa bei fehlenden Speiseplänen oder unzureichender Ernährung.
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Die Anbieter wechseln zu billigeren Lieferanten wie „Shaver Foods“, einem Unternehmen, das sich selbst als „führend in kostengünstiger Verpflegung“ bezeichnet.
System mit Systemfehler – oder Geschäftsmodell?
Forscher und Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass schlechte Ernährung ein bewusstes Geschäftsmodell sei:
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Geringe Ausgaben für Essen = höhere Profite.
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Der Hunger zwingt Häftlinge, in der Gefängnis-Kantine (Commissary) zu überteuerten Preisen einzukaufen.
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Ironie des Systems: Der Kiosk wird von derselben Firma betrieben, die auch das Essen stellt – ein klassischer Fall von Doppeltverdienern am Leid.
Kein Verbrechen – trotzdem wie im Gefängnis
Wichtig: Einwanderungshaft ist keine Strafhaft – sie ist rechtlich als „nicht-punitiv“ (nicht strafend) definiert.
Doch:
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Die Menschen sind nicht verurteilt, wissen aber oft nicht, wie lange sie bleiben müssen.
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Inzwischen mehr als 60.000 Menschen in ICE-Haft – mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt seit den Internierungslagern für japanischstämmige Amerikaner im Zweiten Weltkrieg.
Zynisches Fazit eines Häftlings: „Dienstag ist Festtag – da gibt’s Hähnchen.“
Diese Aussage unterstreicht die Verzweiflung: Einmal pro Woche gibt es ein Viertel Hähnchen – das Highlight.
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Ansonsten: Warten, Hunger, Scham.
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Einige denken sogar daran, Essen von anderen zu stehlen, so groß ist die Not.
Fazit: Hunger als Haftpolitik?
Was als „nicht-strafende“ Verwahrung gedacht war, entwickelt sich zunehmend zu einem unmenschlichen System – geprägt von Unterversorgung, Privatisierungsprofiten und mangelnder Kontrolle.
Eine Zivilhaft mit kriminellen Bedingungen.
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