In Hollywood ist selbst der Mord nie nur ein Mord. Der Tod des berühmten Regisseurs Rob Reiner und seiner Ehefrau Michele Singer Reiner hat sich innerhalb weniger Stunden von einer familiären Tragödie zu einem medialen, politischen und ideologischen Nebenschauplatz entwickelt.
Die Staatsanwaltschaft von Los Angeles County teilte am Dienstag mit, dass der gemeinsame Sohn Nick Reiner wegen zweifachen Mordes angeklagt wurde. Tatwaffe: ein Messer. Strafmaß im Falle einer Verurteilung: lebenslang, möglicherweise sogar Todesstrafe. Willkommen im härtesten Kapitel des amerikanischen Justizsystems – Pressekonferenz inklusive.
Kein Einbruch, kein Rätsel – aber viele Schlagzeilen
Das Ehepaar wurde am Sonntag mit Stichwunden in seinem Haus im wohlhabenden Stadtteil Brentwood aufgefunden. Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen? Fehlanzeige. Verdächtiger? Der Sohn. Festnahme? Wenige Stunden später.
Unklar bleibt bislang lediglich, wann genau die Tat geschah – Samstag oder Sonntag. Details sind offenbar verzichtbar, solange die Story läuft.
Nick Reiner hätte eigentlich bereits am Dienstag vor Gericht erscheinen sollen. Aus „medizinischen Gründen“ blieb er jedoch im Gefängnis. Sein Anwalt – kein Geringerer als Alan Jackson, bekannt aus dem Weinstein-Verfahren – sagte lieber nichts zum Fall. Auch Schweigen ist eine Strategie.
Familiäre Abgründe – filmreif, aber real
US-Medien berichten von einem familiären Streit vor der Tat. Worum es ging, weiß niemand – aber spekuliert wird trotzdem. Sicher ist nur: Nick Reiner kämpfte seit Jahren mit Drogenproblemen, war zeitweise obdachlos und mehrfach in Entzug.
Ironischerweise verarbeiteten Vater und Sohn ihre schwierige Beziehung bereits 2016 gemeinsam im Film „Being Charlie“. Hollywood liebt es, wenn das Leben den Stoff liefert. Tragisch wird es, wenn das Leben beschließt, das Drehbuch zu übertreffen.
Der Regisseur, den alle kannten – und jetzt politisch einordnen müssen
Rob Reiner war vieles: Schauspieler, Regisseur, Produzent, Demokrat, Aktivist. Filme wie „Harry und Sally“, „Misery“, „Stand by Me“ oder „Eine Frage der Ehre“ machten ihn zur Hollywood-Legende. Seine Firma Castle Rock Entertainment produzierte Klassiker wie Seinfeld und Die Verurteilten.
Dass Reiner auch politisch klar positioniert war, gehört inzwischen offenbar zwingend zur Todesnachricht. Er unterstützte Demokraten, engagierte sich gegen Diskriminierung – und wurde posthum prompt Teil eines politischen Schlagabtauschs.
Wenn selbst Mord politisiert wird
US-Präsident Donald Trump behauptete öffentlich, der Tod Reiners habe mit dessen Kritik an ihm zu tun. Belege? Keine. Reaktionen? Empörung – sogar aus den eigenen Reihen.
„Unangebracht und respektlos“, nannte es der republikanische Abgeordnete Thomas Massie. Marjorie Taylor Greene stellte klar: „Das ist eine Familientragödie, keine politische Auseinandersetzung.“
Manchmal braucht es offenbar selbst in Washington jemanden, der sagt: Jetzt reicht’s.
Fazit
Zwei Menschen sind tot. Eine Familie ist zerstört. Ein Sohn steht vor einem möglichen lebenslangen Gefängnisaufenthalt.
Und doch gelingt es Öffentlichkeit und Politik binnen Stunden, daraus eine Debatte über Ideologie, Lager und Narrative zu machen.
Hollywood kann Tragödie.
Amerika kann Eskalation.
Und die Wahrheit? Die liegt – wie so oft – irgendwo zwischen Ermittlungsakten, Pressekonferenzen und viel zu schnellen Meinungen.
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