Nach Jahren der Gewalt im Gazastreifen wächst die Hoffnung auf eine politische Wende. Ein Friedensgipfel in Ägypten, die Freilassung aller überlebenden Geiseln und eine offiziell besiegelte Waffenruhe geben dem US-geführten Friedensplan neuen Auftrieb. Doch zentrale Herausforderungen bleiben.
Mit einer feierlichen Zeremonie im ägyptischen Scharm al-Scheich ist am Montagabend ein bedeutender Schritt in Richtung eines dauerhaften Friedens im Nahen Osten gemacht worden. Vertreter der USA, Katars, Ägyptens und der Türkei unterzeichneten ein Dokument, das die derzeitige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas festigen soll. Es ist ein symbolträchtiger Meilenstein – nach über zwei Jahren verheerender Gewalt mit Zehntausenden Toten und enormen Zerstörungen im Gazastreifen.
US-Präsident Donald Trump, der den Friedensplan initiierte, sprach von einem „unglaublichen Tag für die Welt und den Nahen Osten“. Seine Worte spiegeln eine vorsichtige, aber spürbare Aufbruchsstimmung wider. „Gemeinsam haben wir erreicht, was viele für unmöglich hielten“, so Trump. Begleitet wurde er von internationalen Spitzenpolitikern – unter anderem Emmanuel Macron, Keir Starmer, Giorgia Meloni und Friedrich Merz – ein deutliches Zeichen breiter diplomatischer Unterstützung.
Symbolischer und menschlicher Durchbruch
Die Einigung markiert nicht nur einen politischen Erfolg, sondern vor allem einen menschlichen. Alle noch lebenden 20 Geiseln, die seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 in Gefangenschaft waren, wurden freigelassen – ein bewegender Moment für ganz Israel. Nach 738 Tagen endete ihre Geiselhaft. In Militärlagern an der Grenze wurden sie in die Arme ihrer Angehörigen geschlossen und anschließend medizinisch betreut.
Gleichzeitig wurden fast 2.000 inhaftierte Palästinenser freigelassen – gemäß den Bedingungen des Abkommens. In Ramallah und im Süden des Gazastreifens wurden sie mit Jubel empfangen. Auch Ägypten nahm über 150 dieser Menschen auf, was als Teil eines größeren humanitären Plans gesehen wird.
Der politische Weg bleibt steinig
Die Einigung kommt jedoch nicht ohne Herausforderungen. Die Übergabe aller 28 toten Geiseln, wie im Abkommen vorgesehen, wurde bislang nur teilweise erfüllt. Angehörige zeigten sich enttäuscht und forderten eine vollständige Umsetzung. Israels Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem klaren Vertragsbruch durch die Hamas und kündigte Konsequenzen an.
Auch innenpolitisch ist der Weg zur Stabilität noch nicht frei: Während Präsident Trump den Beginn einer neuen Ära beschwört, bleibt Israels Premierminister Netanjahu skeptisch. Er betonte, dass weiterhin große Sicherheitsrisiken bestünden und dass der Kampf gegen den Terror noch nicht abgeschlossen sei.
Friedensplan mit internationaler Tragweite
Trotz offener Fragen wie dem vollständigen Rückzug der israelischen Armee aus Gaza oder der Entwaffnung der Hamas – beides zentrale Punkte in Trumps 20-Punkte-Plan – ist das Abkommen ein substanzieller Fortschritt. Die USA und Ägypten kündigten an, bald eine internationale Wiederaufbaukonferenz für den Gazastreifen einzuberufen. Ziel sei es, nicht nur die Schäden zu beheben, sondern den Grundstein für eine nachhaltige Friedensordnung zu legen.
Ein klares Zeichen auch: Trumps Besuch vor der Knesset in Jerusalem, wo er unter Standing Ovations sprach. Er nannte die Waffenruhe und die Freilassungen einen „Triumph für Israel und die Welt“ und forderte die palästinensische Seite auf, dauerhaft auf Gewalt zu verzichten.
Zwischen Erleichterung und Mahnung
Während viele die Entwicklungen als echten Fortschritt feiern, mahnen Experten zur Vorsicht: Die Waffenruhe sei zerbrechlich, die Fronten tief. Innerhalb Gazas versucht die Hamas, ihre Macht gegenüber rivalisierenden Gruppierungen zu festigen – auch mit Gewalt. Videos von Exekutionen auf offener Straße werfen bereits erste Schatten auf das neue Friedenskapitel.
Und doch bleibt der Tag ein Signal: Ein möglicher Wendepunkt in einem der komplexesten Konflikte der Welt. Ein Moment der Erleichterung – mit der Hoffnung, dass politische Einsicht, internationale Zusammenarbeit und menschliche Würde dauerhaft die Oberhand gewinnen.
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