Im Dunst der Tropennacht, zwischen Reifenabrieb und Reue, stellen sich zwei der größten Rennlegenden unserer Zeit eine entscheidende Frage: Warum tun wir uns das eigentlich noch an?
Fernando Alonso (44) und Lewis Hamilton (40) sind nicht nur die ältesten Piloten im Feld – sie sind inzwischen auch die einzigen, die ihre Rückenschmerzen mit Voltaren statt mit Simracing auskurieren. Und während andere mit 40 ihre Harley aus der Garage holen, setzen sich diese zwei Herren lieber in einen hochsensiblen Karbonbomber und jagen durch ein Flutlichtrennen mit Sauna-Feeling.
Der eine trauert, der andere sinniert
Lewis Hamilton hat aktuell nicht nur mit dem Auto zu kämpfen (Ferrari, bekannt für italienische Leidenschaft und strategische Verwirrung), sondern auch mit dem Tod seines geliebten Hundes Roscoe, der mehr Follower auf Instagram hatte als so mancher Rookie im Feld. Bei Ferrari läuft’s so gar nicht – 17 Rennen, null Podien, viel Drama. Und irgendwo zwischen Boxenfunk und emotionalem Abschied denkt sich Lewis vielleicht: „War’s das jetzt mit der Glorie?“
Alonso hingegen ist schon länger im Zen-Modus. 420 Grands Prix, mehr als 110.000 Rennkilometer und immer noch kein Burnout (jedenfalls nicht der emotionale). Der Spanier denkt offen über das Karriereende nach – allerdings erst nach 2026, versteht sich. Vorher möchte er noch mal bei der großen Regelreform zuschlagen. Weil, so Alonso: „Wenn schon Rente, dann wenigstens mit Knall, nicht mit Kiesbett.“
Formel-1-Zeitrechnung für Fortgeschrittene
Zur Einordnung: Der letzte Sieg von Alonso datiert auf 2013. Damals lief das iPhone 5 warm, Sebastian Vettel war noch dominant, und TikTok existierte nicht einmal als peinliche Idee in irgendeinem Entwickler-Meeting.
Hamiltons letzter WM-Titel? 2020. Seine letzte Pole in Singapur 2018 – von vielen als „göttlich“ bezeichnet. Heute wirkt seine Ferrari-Zeit eher wie eine Soap: „Reifen, Rage & Rosso“.
Singapur: Glutofen mit Vergangenheit
Für beide ist Singapur ein Ort voller Erinnerungen. Für Hamilton: Schauplatz der beste Quali-Runde ever. Für Alonso: Ort des legendären Crashgates von 2008, als Teamkollege Nelson Piquet Jr. sich im Dienste des Erfolgs mit Absicht in die Wand manövrierte – Motorsport oder Mafia, man war sich nicht sicher.
Heute sagt Alonso gelassen:
„Über 400 Rennen – mal hat man Glück, mal ein Team, das Unfälle plant. Ist halt so.“
Und jetzt? Letzter Anlauf oder letzte Ausfahrt?
Toto Wolff glaubt weiter an seinen einstigen Goldjungen Hamilton. „Du verlierst dein Talent nicht über Nacht“, sagt er. Doch andere – wie Ralf Schumacher – wittern Abschiedsstimmung: „Wenn das Vertrauen fehlt, hilft auch kein Espresso mehr im Ferrari-Hospitality-Zelt.“
Hamilton gibt sich trotzig:
„Wir sind überfällig für ein gutes Wochenende.“
Das klang ein bisschen wie „Ich hab den Wecker nur überhört“, aber immerhin: Hoffnung stirbt zuletzt.
Fazit: Zwei Legenden. Zwei Fragen. Ein Hitzekessel.
Alonso und Hamilton eint mehr als ihre Titel: Schweiß, Zweifel und die stille Sehnsucht, nochmal ganz oben zu stehen. Oder wenigstens nicht von einem 20-Jährigen im Red Bull überrundet zu werden.
Formel 1 im Jahr 2025: schneller, härter, jünger – und trotzdem sind zwei der interessantesten Geschichten die der alten Kämpfer, die sich fragen, ob sie noch einmal den Helm abnehmen dürfen – nicht aus Frust, sondern auf dem Podium.
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