Nach der tödlichen Schussattacke in einer Shisha-Bar im Hamburger Stadtteil Hohenfelde steht die Politik unter Druck. Innensenator Andy Grote (SPD) hat sich offen für eine Schließung des Lokals ausgesprochen. „Wenn ich Bezirksamtsleiter wäre, würde ich versuchen, den Laden zu schließen. Aber wir prüfen, welche Handhabe wir haben“, sagte Grote.
Eine Bar mit problematischer Vergangenheit
Die Shisha-Bar in der Lübecker Straße gilt seit Jahren als Ort mit auffälliger Kriminalitätsbelastung. Bereits vor rund drei Jahren wurde dort ein Mann erschossen, im Dezember 2024 kam es zu einer brutalen Attacke maskierter Täter, die zwei Gäste schwer verletzten. Auch die aktuelle Tötung eines 33-Jährigen in der Nacht zum Sonntag wird in Zusammenhang mit Konflikten im Drogenmilieu gebracht.
Trotz mehrfacher Betreiberwechsel blieb das Lokal ein Brennpunkt der Gewalt. Sicherheitskreise verweisen darauf, dass solche Bars häufig nicht nur Treffpunkte sind, sondern auch Strukturen des organisierten Verbrechens begünstigen.
Gewerkschaft der Polizei fordert entschlossenes Vorgehen
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnt seit Langem vor der Rolle bestimmter Shisha-Bars als kriminelle Rückzugsräume. Gewinne aus Drogen- und Schutzgelderpressungen würden in legale Geschäfte wie Bars oder Wettbüros investiert. „Die Szene posiert offen mit Luxusautos vor den Lokalen und demonstriert Macht“, so die GdP.
Sie fordert, dass Polizei, Zoll, Ordnungs- und Gewerbeämter systematisch und gemeinsam gegen diese Strukturen vorgehen. Schon heute gebe es in Hamburg sogenannte „Verbundeinsätze“, etwa im Harburger Phoenixviertel, bei denen regelmäßig verschiedene Behörden gleichzeitig kontrollieren.
Rechtliche Möglichkeiten für eine Schließung
Die Schließung einer Shisha-Bar ist rechtlich möglich, wenn erhebliche Verstöße gegen das Gewerberecht oder Gefahren für die öffentliche Sicherheit nachgewiesen werden. Grundlage können unter anderem das Gewerbeuntersagungsverfahren, bau- und ordnungsrechtliche Auflagen oder das Gefahrenabwehrrecht sein. Allerdings müssen die Behörden gerichtsfeste Beweise liefern, dass der Betrieb regelmäßig Straftaten begünstigt oder selbst gegen Vorschriften verstößt.
Ein weiteres Problem ist, dass Betreiberwechsel häufig als „Schutzschirm“ genutzt werden: Formal handelt es sich dann um einen neuen Betrieb, der nicht automatisch für die Vorgeschichte haftet. Damit verlängern sich Verfahren und erschweren schnelle Eingriffe.
Offene Fragen
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Ob die Stadt Hamburg die rechtlichen Schritte zur Schließung der Bar tatsächlich einleitet, ist derzeit unklar.
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Der mutmaßliche Täter ist weiter flüchtig, die Hintergründe der Tat werden von der Polizei untersucht.
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Politisch steht Hamburg vor der Herausforderung, einerseits konsequent gegen kriminelle Strukturen in Shisha-Bars vorzugehen, andererseits aber die vielen unproblematischen Betriebe der Branche nicht unter Generalverdacht zu stellen.
Fazit:
Der Fall in Hohenfelde zeigt, wie Shisha-Bars in den letzten Jahren zu Konfliktzonen zwischen Freizeitkultur und organisierter Kriminalität geworden sind. Für die Stadt Hamburg dürfte die Frage entscheidend sein, ob sie im konkreten Fall genügend Handhabe findet, um das Lokal zu schließen – oder ob es bei regelmäßigen Polizeikontrollen bleibt.
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