Bruno Stojic, ehemaliger bosnisch-kroatischer Verteidigungsminister und verurteilter Kriegsverbrecher, darf nach Hause. Nein, das ist kein makabrer Witz, sondern eine Entscheidung des Internationalen Residualmechanismus für die Ad-hoc-Strafgerichte – dem juristischen Nachlassverwalter des früheren Jugoslawien-Tribunals. Der 70-Jährige, der wegen Mordes an muslimischen Zivilisten im Bosnienkrieg verurteilt wurde, wird vorzeitig aus der Haft in Österreich entlassen. Der Grund: Er war ein Musterhäftling.
Stojic wurde 2013 zu 20 Jahren Haft verurteilt – zehn Jahre nach seiner freiwilligen Selbstmeldung beim Gerichtshof. Nun, zwölf Jahre später, heißt es: Freigang für gute Führung. Oder wie Richterin Graciela Gatti Santana es formulierte: „Er hat Verantwortung übernommen und bedauert seine Taten.“
Gute Noten im Knastzeugnis
Neben der vorbildlichen Knastetikette – vermutlich kein einziger Tellerwurf in der Kantine – gab es laut Gericht auch „gute Aussichten auf erfolgreiche Wiedereingliederung“. Immerhin sei es „unwahrscheinlich“, dass der 70-Jährige noch einmal eine paramilitärische Truppe gründen werde. Beruhigend.
Die Richterin räumte ein, dass die Schwere der Taten eigentlich gegen eine Entlassung spräche – aber hey, wer will schon kleinlich sein. Man kann ja nicht ewig wütend sein, oder?
Wiedereingliederung leicht gemacht
Für Stojic heißt das: Der Weg zurück in die Gesellschaft steht offen. Vielleicht wartet ja schon ein Ehrenplatz in einem Veteranenverein. Oder eine Karriere als Autor mit dem Bestseller „Vom Kriegsverbrecher zum Kaffeetrinker – Mein Weg zurück“.
Und die Opfer? Die Überlebenden? Ihre Angehörigen? Die müssen sich jetzt wohl damit trösten, dass der internationale Strafvollzug ein großes Herz für Reue hat – jedenfalls, wenn man höflich genug ist.
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