Hildesheim, 17.06.2025, 14:40 Uhr – Live aus dem Gerichtssaal, wo man fast Popcorn verteilen könnte.
Im großen Finale des deutschen Wirtschaftskrimis „German Property Group – Von Denkmal zu Denkmal ins Chaos“ hat Hauptdarsteller Charles Smethurst endlich seine verdiente Hauptrolle im Knast ergattert: 6 Jahre und 11 Monate Freiheitsentzug – mit Aussicht auf regelmäßige Hofgänge.
Das Landgericht Hildesheim sah es als erwiesen an: Smethurst hat Investoren um 26,5 Millionen Euro erleichtert. Eine Meisterleistung der kreativen Buchhaltung, immerhin war dem Gericht zufolge schon 2018 klar, dass sein Geschäftsmodell ungefähr so tragfähig war wie ein Kartenhaus im Orkan.
Investorensuche à la „Immer weiter, immer weiter“
Doch anstatt die Reißleine zu ziehen, entschied sich Smethurst, weiter fleißig Geld von einer französischen Investmentgruppe einzusammeln. Warum aufhören, wenn es so schön läuft? Das Geld floss nicht etwa in Immobilien, sondern in allerlei Löcher, Rechnungen und vermutlich auch einen gut sortierten Weinkeller. „Ich hätte viel früher den Stecker ziehen müssen“, gab der sichtlich reuige Geschäftsführer vor Gericht zu. Besser spät als nie!
800 Millionen Euro auf Weltreise
Während Smethurst nun seine Haftstrafe antritt, bleibt die große Schatzsuche eröffnet: Von 1,3 Milliarden Euro Anlegergeldern fehlen weiterhin etwa 800 Millionen. Insolvenzverwalter Justus von Buchwaldt forscht unermüdlich – mit der Treffsicherheit einer Schatzkarte aus einem Piratenfilm. Bisheriges Fazit: „Entweder nicht identifizierbar oder verdächtig.“ Also irgendwo zwischen dem Bermudadreieck und dem Sparschwein unterm Bett.
Behörden im Dornröschenschlaf
Dass deutsche Behörden jahrelang bestenfalls dezent interessiert zugeschaut haben, als bei über 150 Firmen keine Jahresabschlüsse mehr eingereicht wurden, erstaunt eigentlich niemanden mehr. Statt Ermittlung: ein bisschen Ordnungsgeld. Das nennt man in Amtsdeutsch wohl „proaktive Nachsicht“.
Mode statt Immobilien
Ein weiteres Highlight: Ein Teil des Geldes floss in einen TV-Shoppingkanal, über den Smethursts Ehefrau Mode verkaufte – natürlich ganz ohne von irgendwas gewusst zu haben. Man muss Prioritäten setzen: Chanel statt Chanelletten.
Anwälte, Anleger und ein Hauch von Ironie
Für die geprellten Anleger – rund 25.000 Stück weltweit – bleibt der richterliche Schlussakt eher unbefriedigend. Anwalt Spangenberg spricht von „Vermeidung von Verantwortungsübernahme“. Der Brite Mark Hambling, selbst um mehrere hunderttausend Euro ärmer, bringt es auf den Punkt: „Es gibt Menschen, die haben alles verloren.“ Und Smethurst? Der hofft parallel auf die Restschuldbefreiung in seiner Privatinsolvenz. Ein bisschen Magie muss ja bleiben.
Und jetzt?
Aktuell laufen keine weiteren Ermittlungen. Warum auch? Das meiste Geld ist ja schon weg, die Hauptfigur sitzt – und der Rest? Vielleicht wird das mal eine Netflix-Serie.
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