Ein Kunstskandal erschüttert die Szene: In einem Stuttgarter Auktionshaus sind zwei gefälschte Druckgrafiken von Pablo Picasso verkauft worden. Wie das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA) am Montag mitteilte, konnten zwei weitere Fälschungen noch rechtzeitig vor der Auktion sichergestellt werden. Im Zentrum der Ermittlungen steht ein italienischer Staatsbürger, der über Jahre hinweg professionell hergestellte Fälschungen in den internationalen Kunsthandel eingeschleust haben soll.
Hochwertige Fälschungen aus der „Suite Vollard“
Bei den betroffenen Kunstwerken handelt es sich um Druckgrafiken aus der berühmten Serie „Suite Vollard“, die Picasso zwischen 1930 und 1937 auf Anregung des Kunsthändlers Ambroise Vollard schuf. Die 100-teilige Folge zählt zu den bedeutendsten grafischen Werkgruppen Picassos. Die Fälschungen wurden laut LKA derart professionell gefertigt, dass sie auf den ersten Blick selbst für Fachleute kaum zu erkennen waren.
Internationale Ermittlungen, beschlagnahmte Werke
Eines der bereits verkauften gefälschten Werke wurde inzwischen bei einer Kunsthandlung in Worms beschlagnahmt. Das zweite befindet sich derzeit in Österreich. Ob und wie es dort gesichert werden kann, ist Gegenstand weiterer Ermittlungen.
Die italienische Carabinieri-Spezialeinheit zum Schutz von Kulturgütern hatte bereits Anfang Juli Maßnahmen gegen den tatverdächtigen Fälscher vollstreckt. Um welche konkreten Schritte es sich handelt, teilte die Polizei bislang nicht mit.
Zusammenarbeit über Landes- und Ländergrenzen hinweg
Das LKA Baden-Württemberg und das Landeskriminalamt Berlin sind nach eigenen Angaben seit mehreren Jahren in die Ermittlungen eingebunden. Sie arbeiten eng mit dem Picasso-Museum Münster zusammen, das bei der kunsthistorischen Prüfung der verdächtigen Werke eine zentrale Rolle spielte. Insgesamt konnten bislang sieben gefälschte Grafiken sichergestellt werden, die dem beschuldigten Mann und seinem Umfeld zugeordnet werden.
Kunstmarkt im Visier – Experten warnen
Der Fall wirft erneut ein Schlaglicht auf die Anfälligkeit des Kunstmarktes für Fälschungen – insbesondere im Segment der Druckgrafik, wo Auflagen schwer nachzuvollziehen sind und Expertise oft auf wenigen Details beruht. Fachleute warnen: Die Zahl unentdeckter Fälschungen im Umlauf dürfte erheblich sein.
Sammler, Händler und Auktionshäuser sind daher zunehmend gefordert, auf lückenlose Provenienznachweise und unabhängige Expertisen zu achten. Für die betroffenen Käufer der gefälschten Picasso-Grafiken stellt sich nun die Frage, ob und wie sie ihr Geld zurückerhalten – und ob strafrechtliche Schritte gegen das Auktionshaus eingeleitet werden.
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