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Gas, Geld und Gedächtnisschwund – Deutschlands große Russland-Renaissance

Pixoman (CC0), Pixabay
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Man könnte meinen, es sei ein Aprilscherz: Kaum sitzt die nächste Große Koalition in den Startlöchern, da kriecht auch schon der alte russische Gasduft aus den politischen Ritzen. SPD und Union, jene legendäre Allianz, die über Jahrzehnte die Goldene Pipeline der Freundschaft mit Moskau pflegte, scheint sich plötzlich daran zu erinnern, wie wirtschaftlicher Erfolg wirklich funktioniert: Mit billigem Gas, billigem Öl und noch billigeren Prinzipien.

„Nie wieder autoritäre Abhängigkeit – außer es wird günstiger!“

Der Grünen-Vorsitzende Felix Banaszak ist alarmiert. „Wir dürfen nie wieder den Fehler begehen, uns in die Hände autoritärer Staaten zu begeben,“ mahnt er mit einem Tonfall, der klingt, als hätte er nie von den letzten 50 Jahren deutscher Wirtschaftsgeschichte gehört. „Deswegen sehe ich mit Sorge, dass einige in SPD und Union schon wieder die Gashähne Richtung Moskau drehen wollen.“

Dabei ist die Empörung über die angeblich drohende „Moskau-Connection“ fast rührend. Deutschland hat jahrzehntelang auf einem Fundament aus russischem Gas und moralischer Flexibilität seinen wirtschaftlichen Wohlstand aufgebaut. Von Gazprom-Schröder über Nord-Stream-Merkel bis zur Scholz’schen Wankestrategie war das Prinzip stets dasselbe: „Energiepolitik ist Friedenspolitik – solange der Gaspreis stimmt.“

Die CDU entdeckt die Heizkostenzuschüsse des Kremls

Besonders CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Bareiß scheint diesen Gedanken mit wohliger Wärme zu umarmen. Er hält eine Rückkehr zu russischem Gas für durchaus denkbar, und man kann es ihm nicht verübeln – immerhin waren die Zeiten mit „Putins Rabattgas“ doch wesentlich gemütlicher für deutsche Industriekonzerne.

Doch Banaszak warnt vor den Putin-Missverstehern in SPD und Union. Was für ihn nach gefährlicher Naivität klingt, sehen andere als pragmatische Rückkehr zu alter Wirtschaftsstabilität. Schließlich, so raunen CDU-Strategen, könne ein „Diktatfrieden“ ja vielleicht doch dazu führen, dass wieder russische Schiffe mit günstiger Energie an deutsche Häfen klopfen.

Das historische Gedächtnis hält nur bis zur nächsten Nebenkostenabrechnung

Natürlich bleibt noch die Frage: Hat irgendjemand aus den letzten Jahren etwas gelernt? Immerhin ist es kaum drei Jahre her, dass Deutschland von russischem Gas abgeschnitten wurde – mit all den wirtschaftlichen und politischen Verwerfungen, die folgten.

Aber jetzt, wo die Gaspreise in den Köpfen der Bürger lauter klingeln als die Alarmglocken der Historiker, scheint die Antwort klar:

Moral ist teuer – billiges Gas ist verlockender. Und wenn Deutschland eines bewiesen hat, dann, dass es am Ende des Tages nicht die Geopolitik, sondern den Kontostand entscheiden lässt.

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