Willkommen im deutschen Tarifkonflikt-Marathon, diesmal live von den größten Flughäfen des Landes! Während Hunderttausende Reisende gestrandet sind, Airlines in Krisenmodus verfallen und Terminalhallen verwaist bleiben, streiten sich Gewerkschaften und Arbeitgeber über Geld, Arbeitszeiten und Bedingungen. Doch die zentrale Frage bleibt: Sind diese massiven Streiks ein legitimes Mittel im Arbeitskampf oder schießt Verdi über das Ziel hinaus?
Wenn ein Streik mehr schadet als nutzt
Zweifelsohne haben die Beschäftigten der Flughäfen anspruchsvolle und oft unterbezahlte Jobs. Lange Schichten, Stress, Personalmangel und hohe Sicherheitsanforderungen sind tägliche Realität. Dass sie bessere Löhne und Arbeitsbedingungen fordern, ist verständlich und nachvollziehbar.
Doch ist es verhältnismäßig, den gesamten Flugverkehr lahmzulegen und dabei eine halbe Million Reisende zum Spielball der Tarifverhandlungen zu machen? Die Antwort lautet: Nein.
Streiks sind ein legitimes Mittel im Arbeitskampf, doch sie sollten nicht ein ganzes Land als Kollateralschaden in Mitleidenschaft ziehen. Flughäfen sind essenzielle Knotenpunkte der Infrastruktur, und wenn diese vollständig blockiert werden, betrifft das nicht nur Urlauber, sondern auch Geschäftsreisende, Frachttransporte und medizinische Notfälle.
Gewerkschaften im Größenwahn?
Die Arbeitgeber sprechen von „Maßlosigkeit“ – und haben damit zumindest teilweise Recht. Während Verdi in Höchstform eskaliert, bleibt die eigentliche Verhandlungssituation unklar: Ein konkretes Angebot der Arbeitgeber fehlt noch. Warum also den Streik in dieser Härte durchziehen, wenn die nächste Verhandlungsrunde ohnehin kurz bevorsteht?
Das erinnert an eine maximalistische Taktik, bei der es nicht mehr nur um Löhne und Arbeitszeiten geht, sondern um Machtdemonstration. Wer lauter schreit, bekommt mehr – und die Leidtragenden sind die Passagiere, die mit ihren stornieren Flügen und geplatzten Plänen den Preis für diese Machtdemonstration zahlen.
Wirtschaftlicher Schaden statt Solidarität
Neben den frustrierten Reisenden gibt es noch eine andere geschädigte Gruppe: die Wirtschaft. Flughäfen, Hotels, Restaurants, Taxifahrer – sie alle verlieren durch die Streikwelle Millionen. Besonders hart trifft es Unternehmen, die auf Frachttransporte angewiesen sind, denn viele Waren bleiben schlicht liegen.
Natürlich kann man argumentieren, dass ein Streik weh tun muss, um wirksam zu sein. Doch die Frage ist: Tun sie den richtigen Leuten weh? Oder schadet er vor allem unbeteiligten Dritten, während die Arbeitgeber mit den Schultern zucken und in aller Ruhe auf die nächste Verhandlungsrunde warten?
Brauchen wir strengere Streikregeln?
Es ist an der Zeit, über Streikregeln für kritische Infrastruktur nachzudenken. Bahn- und Flughafenstreiks legen regelmäßig weite Teile des Landes lahm – und das oft mit Vorankündigung, aber ohne Rücksicht auf Alternativen. Ist es wirklich fair, dass Gewerkschaften so weitreichende Macht haben, ohne dass es klare gesetzliche Einschränkungen gibt?
Andere Länder haben hier längst klare Regulierungen, die sicherstellen, dass öffentliche Dienstleistungen nicht völlig zum Erliegen kommen. Ein Mindestbetrieb an Flughäfen könnte beispielsweise gesetzlich vorgeschrieben werden, um zumindest Notfälle, medizinische Transporte und wichtige Geschäftsreisen zu ermöglichen.
Fazit: Berechtigte Forderungen, falsche Strategie
Die Forderungen der Beschäftigten mögen gerechtfertigt sein, aber die Methoden von Verdi sind überzogen und rücksichtslos. Ein Arbeitskampf darf nicht zum Instrument der Geiselnahme von Hunderttausenden Unbeteiligten werden.
Die Lösung? Ein schnelleres, effizienteres Tarifverfahren, das verbindliche Mediationen und eine Begrenzung von Streiks in kritischen Infrastrukturen vorsieht. Denn eines ist klar: So wie es jetzt läuft, verlieren am Ende alle – außer vielleicht die Gewerkschaftsfunktionäre, die den nächsten Machtkampf schon vorbereiten.
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