In einem mutigen Schritt zur Verteidigung der „Freiheit“, nicht nur gegen Viren, sondern auch gegen Fakten, plant Florida als erster US-Bundesstaat die vollständige Abschaffung staatlicher Impfvorschriften. Das betrifft ausdrücklich auch die seit Jahrzehnten etablierten Impfungen für Schulkinder – etwa gegen Masern, Polio oder Diphtherie, also diese überholten Krankheiten, die wir fast losgeworden wären.
„Jede einzelne dieser Vorschriften ist falsch und trieft vor Verachtung und Sklaverei“, erklärte Joseph Ladapo, Floridas oberster Gesundheitsbeamter, offenbar inspiriert von einem Medizinstudium auf Telegram. Unterstützung erhält er – wenig überraschend – vom Gouverneur des Bundesstaates, Ron DeSantis, der Impfpflichten schon länger als Teil eines globalen Unterdrückungskomplotts betrachtet. Oder zumindest als willkommenes Thema für Spendensammlungen und Wahlkampfreden.
Impfung? Nein danke – wir haben Meinungen
Während in allen anderen US-Bundesstaaten Impfpflichten für den Schulbesuch gelten – mit teils großzügigen Ausnahmeregelungen –, möchte Florida nun offenbar als Modellstaat für Krankheiten wie aus dem 19. Jahrhundert dienen. Dass die Impfquoten zuletzt gesunken sind und Masern ein Comeback feiern, scheint eher als Fortschritt in nostalgischer Gesundheitspolitik gewertet zu werden.
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte im Juli alarmierende Zahlen veröffentlicht: Die Masernfälle sind auf dem höchsten Stand seit 2000 – dem Jahr, in dem die Krankheit in den USA offiziell für ausgerottet erklärt wurde. Aber gut, was weiß die CDC schon? Die wurde ja kürzlich umdekoriert – mit neuen Beratern, die ihre medizinischen Kenntnisse bevorzugt in YouTube-Kommentaren verbreiten.
Währenddessen an der Westküste: Realität
Als Antwort auf den neuen „freidenkerischen“ Kurs kündigten Kalifornien, Oregon und Washington die Gründung einer West Coast Health Alliance an. Diese Koalition will sich weiterhin an das halten, was früher mal „medizinischer Konsens“ hieß: Wissenschaft, Daten, Fachwissen – dieser altmodische Kram.
„Die Demontage des öffentlichen Gesundheitswesens gefährdet Menschenleben“, sagte Erica Pan, Leiterin der kalifornischen Gesundheitsbehörde – vermutlich in dem naiven Glauben, das sollte irgendwie eine Rolle spielen.
Kennedy Jr. räumt auf – Wissenschaft raus, Bauchgefühl rein
Die jüngste Schubumkehr in der US-Gesundheitspolitik geht auf Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. zurück, der nach seiner Berufung nicht nur den beratenden Impfausschuss ACIP komplett austauschte, sondern auch gleich die CDC-Chefin nach nur wenigen Wochen entließ – offenbar, weil sie nicht zum Impf-Skepsis-Chor mitsang. Weitere Rücktritte in der Behörde folgten, was allerdings nicht als Warnsignal, sondern eher als gelungene Säuberung gefeiert wurde.
Fazit: Die Freiheit, krank zu sein
Florida geht voran – mutig, unbeirrbar, konsequent. Bald könnte dort jedes Kind stolz sagen: „Ich darf ungeimpft zur Schule gehen, weil meine Regierung glaubt, dass Masern nur ein Lifestyle-Problem sind.“ Die Zukunft ist viral.
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