Wirtschaftliche Unsicherheiten, politische Krisen und technologische Umbrüche verunsichern viele – gerade bei großen finanziellen Entscheidungen. Finanztherapeuten geben Orientierung.
Ob Hauskauf, Berufswechsel oder der wohlverdiente Ruhestand – große finanzielle Entscheidungen sind nie leicht. Doch das Jahr 2025 stellt viele Menschen vor besondere Herausforderungen: geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Eintrübungen und gesellschaftliche Polarisierung lassen die innere Alarmanlage schrillen – besonders, wenn es ums Geld geht.
Unsicherheiten im Überfluss
Ein Blick auf die letzten Monate zeigt: Anleger und Konsumenten stehen unter Druck. Die Finanzmärkte reagierten nervös auf eine von den USA ausgelöste Handelskonflikt-Welle – mit teils massiven Kurseinbrüchen im April. Die US-Währung zeigt sich so schwach wie seit drei Jahren nicht. Hinzu kam eine militärische Eskalation zwischen den USA und dem Iran – kurzzeitig, aber erschütternd. Auch der technologische Wandel, insbesondere durch künstliche Intelligenz, sorgt für tiefgreifende Veränderungen, während Regulierungen hinterherhinken.
Gleichzeitig zeigen sich erste Risse in der Konjunktur: Das Bruttoinlandsprodukt fiel im ersten Quartal enttäuschend aus, Verbraucherstimmung und Konsumverhalten trüben sich ein.
Wie geht man mit solchen Rahmenbedingungen um, wenn eine wichtige finanzielle Entscheidung ansteht?
CNN befragte drei zertifizierte Finanztherapeuten – darunter zwei Finanzplaner –, wie man mit Unsicherheit umgeht, ohne unüberlegt zu handeln. Hier ihre fünf wichtigsten Empfehlungen:
1. „Finanzieller Freeze oder Flucht“ – erkennen, was Angst mit uns macht
„Wir leben in einer Phase des gefühlten Dauerkrisenmodus“, sagt Finanzberater Joel Roberts. Das löse bei vielen entweder Starre oder überhastetes Handeln aus. Beides sei problematisch, weil rationale Entscheidungen so kaum möglich seien.
2. Aus Angst handeln? Lieber bewusst abwägen
Der Wunsch, in unsicheren Zeiten alles abzusichern, ist verständlich – etwa durch den Verkauf aller Aktien. Doch das sei selten hilfreich, so Finanzcoach Rick Kahler. Er rät, mögliche Konsequenzen solcher Schritte durchzuspielen – und oft ergibt sich eine sanftere Alternative, wie eine schrittweise Reduktion des Aktienanteils. „Das beruhigt meist mehr als ein radikaler Schritt.“
3. Worst-Case-Szenarien hinterfragen
Wer etwa Angst hat, nach dem Immobilienkauf den Job zu verlieren, sollte laut Aja Evans, Vorsitzende der Financial Therapy Association, die eigene Resilienz realistisch einschätzen: Gibt es Rücklagen? Wie ist man in der Vergangenheit mit Unsicherheiten umgegangen? „Häufig merken die Menschen, dass sie mehr Sicherheit haben, als sie glauben.“
4. Sich auf die eigenen Bedürfnisse konzentrieren
Prognosen zu Zinsen, Märkten oder geopolitischen Entwicklungen sind kaum verlässlich. Statt zu spekulieren, raten Experten: Prüfen Sie ehrlich, ob die geplante Entscheidung Ihnen heute nützt, sinnvoll investiert ist und zur Lebenssituation passt. Perfekte Klarheit gebe es nie, so Roberts: „Ungewissheit ist der Normalzustand.“
5. Relevanz filtern – und den Rest ausblenden
Nicht jede politische Schlagzeile oder jede Marktbewegung sollte unmittelbaren Einfluss auf persönliche Entscheidungen haben. Wer kurz vor einem Immobilienkauf steht, sollte diesen nicht wegen eines schwachen Quartalsberichts infrage stellen. „Bauen Sie eine höhere emotionale Toleranz gegenüber dem Rauschen der Welt auf“, sagt Roberts.
Fazit:
In bewegten Zeiten ruhig und überlegt zu handeln, ist leichter gesagt als getan – aber möglich. Wer seine Ängste erkennt, realistisch einschätzt und Entscheidungen bewusst abwägt, kann auch in einer instabilen Welt kluge finanzielle Schritte setzen.
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