Vermögensverwalter und Wertpapierinstitut der FINVIA-Gruppe
Abschlussjahr: 01.01.2023 – 31.12.2023
Prüfer: Dornbach Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Testiert am: 8. November 2024
Jahresfehlbetrag: – 219.429 €
Bilanzsumme: 2.018.309 €
1️⃣ Unternehmensprofil
| Merkmal | Beschreibung |
|---|---|
| Firma | FINVIA Capital GmbH |
| Rechtsform | GmbH (Wertpapierinstitut) |
| Sitz | Frankfurt am Main |
| Handelsregister | HRB 119418, Amtsgericht Frankfurt |
| Gesellschafterin | FINVIA Holding GmbH, Frankfurt |
| Geschäftsführer 2023 | Marc Sonnleitner, Bankkaufmann |
| Prüfer | Dornbach Wirtschaftsprüfungsgesellschaft |
| Tätigkeit | Finanzportfolioverwaltung, Anlageberatung, Anlagevermittlung |
| Regulierung | § 340a HGB i. V. m. RechKredV – unter Aufsicht der BaFin |
| Zugehörigkeit | Tochtergesellschaft im FINVIA-Konzern |
📌 Position im Konzern:
FINVIA Capital GmbH ist das lizenzierte Herzstück der FINVIA-Finanzgruppe.
Sie führt die Vermögensverwaltung der FINVIA-Kunden durch, betreibt die Fondsselektion und berät bei der Allokation in klassische und alternative Anlageklassen (u. a. Private Equity, Real Estate, Hedgefonds, Co-Investments).
Die FINVIA Family Office GmbH agiert als vertraglich gebundene Vermittlerin im Namen der FINVIA Capital GmbH.
2️⃣ Bilanzanalyse 2023
| Position | 2023 (€) | 2022 (€) | Δ % | Kommentar |
|---|---|---|---|---|
| Bilanzsumme | 2.018.309 | 1.096.071 | +84,1 % | starkes Wachstum |
| Eigenkapital | 908.142 | 527.571 | +72,2 % | Eigenkapital gestärkt durch Einlagen |
| Eigenkapitalquote | 45,0 % | 48,1 % | leicht rückläufig | solide Kapitalausstattung |
| Forderungen an Kreditinstitute | 237.365 | 62.331 | +282 % | mehr Liquidität |
| Forderungen an Kunden | 997.681 | 800.653 | +24,6 % | wachsendes Kundengeschäft |
| Sonstige Vermögensgegenstände | 774.872 | 222.216 | +249 % | v. a. konzerninterne Forderungen |
| Verbindlichkeiten | 1.024.863 | 432.686 | +137 % | mehr Lieferanten- & Gesellschafterverbindlichkeiten |
| Rückstellungen | 85.305 | 135.813 | –37 % | reduzierte operative Rückstellungen |
| Jahresfehlbetrag | –219.429 | –156.526 | –40 % | Verlust ausgeweitet durch höhere Verwaltungskosten |
💬 Interpretation:
Die Bilanz zeigt starkes Wachstum bei Liquidität und Forderungen, ausgelöst durch das Ausbaujahr 2023.
Das Eigenkapital ist weiter gestärkt, während der Verlust den Ausbaucharakter des Unternehmens (Investitionsphase) widerspiegelt.
Der Konzern stützt die Kapitalbasis mit wiederholten Kapitalrücklagenzuführungen (+600 T€).
3️⃣ GuV-Analyse 2023
| Position | 2023 (€) | 2022 (€) | Δ % | Kommentar |
|---|---|---|---|---|
| Provisionserträge | 2.087.227 | 1.581.690 | +32 % | Wachstum durch Mandatsausbau |
| Provisionsaufwand | –227.398 | 0 | n/a | erstmals Vergütung an Vermittlerin (Family Office GmbH) |
| Sonstige betriebliche Erträge | 322.879 | 163.955 | +97 % | Consulting- & Due-Diligence-Einnahmen |
| Personalaufwand | –735.011 | –613.000 | +20 % | Neueinstellungen (Investment Analyst, Portfolio Manager) |
| Andere Verwaltungsaufwendungen | –1.665.185 | –1.290.094 | +29 % | konzerninterne Umlagen & Fremdarbeiten |
| Abschreibungen | –1.927 | –2.146 | –10 % | geringfügig |
| Jahresergebnis | –219.429 | –156.526 | –40 % | moderater Verlustausbau bei starkem Umsatzwachstum |
📌 Kernaussage:
Die Erträge stiegen kräftig (+32 %), aber auch die Kosten (v. a. Konzernumlagen & Personal).
Das Jahr war klar expansiv geprägt – Investitionen in Struktur, IT, Personal und Prozesse.
Die Margen litten, aber das Geschäftsvolumen wuchs.
4️⃣ Ertragsquellen
| Quelle | Betrag (€) | Anteil | Kommentar |
|---|---|---|---|
| Vermögensverwaltung | 1.610.000 | 77 % | Kernumsatz, wiederkehrend |
| Anlageberatung | 359.000 | 17 % | wachsende Beratungsumsätze |
| Anlagevermittlung | 118.000 | 6 % | teils provisionspflichtig |
| Sonstige Erträge (Due Diligence & Consulting) | 322.879 | — | zusätzlicher Serviceumsatz |
💬 Interpretation:
Das Modell zeigt eine hohe Ertragsdiversifikation, dominiert von wiederkehrenden Vermögensverwaltungsgebühren.
Der Aufbau des AIF-Segments (Alternative Investments) bringt neue Beratungserlöse.
5️⃣ Kostenstruktur
| Kostenkategorie | Betrag (€) | Δ ggü. Vj | Anteil an Aufwand |
|---|---|---|---|
| Personal (inkl. Soziales) | 735.011 | +20 % | 30 % |
| Fremdarbeiten / Konzernumlagen | 1.144.000 | +82 % | 47 % |
| Rechts- & Beratungskosten | 132.000 | –60 % | 5 % |
| Prüfungs- & Verwaltungskosten | 68.300 | +36 % | 3 % |
| Sonstige operative Kosten | 321.000 | stabil | 15 % |
💬 Interpretation:
Die Kostensteigerung beruht v. a. auf der internen Leistungszuordnung im FINVIA-Konzern
(Verrechnung von Research- und Investmentteamkosten über Holding und Grant Thornton JV).
Dies erklärt den Verlust trotz Umsatzwachstums.
6️⃣ Kapitalstruktur und Finanzlage
- Eigenkapitalquote: 45 %
- Fremdkapital: keine Bankverbindlichkeiten
- Verbindlichkeiten: ausschließlich konzerninterne und operative Verpflichtungen
- Rückstellungen: konservativ bewertet, vor allem Prüfungs- und Personalposten
- Liquidität: ausreichend – Kassenbestand + kurzfristige Forderungen > kurzfristige Schulden
💬 Bewertung:
Die Gesellschaft ist vollständig eigenfinanziert und verfügt über eine solide Liquiditätsreserve.
Die Finanzlage ist stabil, keine strukturelle Überschuldung, kein externer Kreditbedarf.
7️⃣ Wirtschafts- & Marktumfeld
Der Lagebericht 2023 beschreibt zutreffend das Umfeld:
- globale geopolitische Unsicherheiten (Ukraine, Nahost)
- restriktive Zinspolitik (EZB-Einlagensatz 4 %, FED 5,25–5,5 %)
- Volatilität an Kapitalmärkten
- positive Performance bei Aktien & Private Equity (+6 % bis +8 %)
- Immobilienmärkte mit starkem Rückgang (–50 % Transaktionsvolumen)
📊 Makro-Bewertung:
FINVIA Capital agiert in einem volatilen, aber chancenreichen Umfeld,
insbesondere im Bereich Alternative Investments und Private Equity,
wo sie strukturelle Nachfragezuwächse verzeichnet.
8️⃣ Prognose & Ausblick 2024
Managementprognose laut Lagebericht:
- Umsatzwachstum durch anhaltende Kundennachfrage
- Kostensenkungsmaßnahmen zur Ergebnisverbesserung
- Ziel: „leicht positives Jahresergebnis 2024“
- Fokus auf IT-Effizienz, Private Equity und Nachhaltigkeit
💬 Einschätzung:
Der Turnaround ist realistisch:
Das Unternehmen hat die Skalierungsphase abgeschlossen, das Kundenwachstum gesichert und die Kostenbasis definiert.
Ab 2024 ist eine Rückkehr in die Gewinnzone wahrscheinlich.
9️⃣ Chancen- & Risikoprofil
| Kategorie | Risiko | Kommentar |
|---|---|---|
| Marktrisiko | niedrig | keine Eigenanlagen, reine Dienstleistung |
| Liquiditätsrisiko | gering | Eigenmittel > kurzfristige Verpflichtungen |
| Adressausfallrisiko | sehr gering | keine Kreditvergabe |
| Ertragsrisiko | moderat | abhängig von Mandatsvolumen |
| Operationelle Risiken | vorhanden | IT- und Personalabhängigkeit |
| Strategische Risiken | moderat | Marktpositionierung in wettbewerbsintensivem Umfeld |
| Nachhaltigkeitsrisiken | gering | in Risikomanagement integriert |
💬 Fazit:
Das Risikomanagement ist strukturiert und konservativ.
Kein Marktpreisrisiko, keine Eigenhandelsrisiken.
Operative Risiken werden durch digitale Prozesse und zentrale Governance reduziert.
🔟 Gesamtbewertung (Anleger-/Analystensicht)
| Bewertungsfeld | Einschätzung | Kommentar |
|---|---|---|
| Bilanzielle Stabilität | 🟢 sehr gut | hohe Eigenkapitalbasis, keine Fremdfinanzierung |
| Liquidität | 🟢 solide | kurzfristig positiv |
| Ertragslage | 🟡 neutral | Verlustphase, aber mit Wachstum begründet |
| Wachstumspotenzial | 🟢 hoch | steigende Kunden- & Beratungsvolumina |
| Risikoprofil | 🟢 niedrig | konservativ reguliertes Geschäftsmodell |
| Transparenz & Governance | 🟢 sehr hoch | vollständiger testierter Abschluss, IDW-konform |
| Prognose 2024 | 🟢 positiv | Turnaround wahrscheinlich |
📊 Fazit
„Die FINVIA Capital GmbH hat 2023 ihre Marktposition als wachstumsstarker, regulierter Vermögensverwalter innerhalb der FINVIA-Gruppe gefestigt. Der moderate Verlust resultiert aus Investitionen in Personal und Infrastruktur. Bilanz und Eigenkapitalbasis sind solide; die Gesellschaft ist vollständig eigenfinanziert und verfügt über ein konservatives Risikoprofil. Ab 2024 ist der Übergang in die Gewinnzone realistisch.“
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