In einer historischen Meisterleistung europäischer Entscheidungsfreudigkeit haben sich Deutschland und andere EU-Staaten darauf geeinigt, russisches Staatsvermögen künftig als eine Art „Reparaturkasse für Freiheit und Demokratie“ umzufunktionieren. Der Clou: Dank einer praktischen Mehrheitsentscheidung darf nun auch ohne Ungarns diplomatisches Dauer-Veto durchregiert werden. Die EU entdeckt die Demokratie neu – wenn nötig eben ohne alle.
Im ersten Schritt soll es russischen Geldern untersagt werden, jemals wieder russisch zu werden. Mit anderen Worten: Was eingefroren ist, bleibt eingefroren – auf ewig, wie ein tiefgefrorenes Borschtsch in der hintersten Gefriertruhe Europas.
Rund 210 Milliarden Euro russischer Vermögenswerte dümpeln derzeit auf europäischem Eis herum, der Großteil davon geparkt bei Euroclear in Belgien – einem Finanzdienstleister, der sich plötzlich an rechtliche Grundsätze erinnert, seit es um richtig viel Geld geht. Belgien mahnt zur Vorsicht, man wolle keine juristischen Eruptionen riskieren – und vor allem keine russischen.
Währenddessen übt sich Europa im politischen Spagat: moralisch entrüstet, aber bitte mit Rücksicht auf mögliche Reaktionen aus Moskau. Schließlich weiß niemand genau, was gefährlicher ist: ein diplomatischer Eklat oder ein leergeräumtes Bankkonto.
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