Die Europäische Kommission hat einen neuen Konflikt mit dem US-Techgiganten Google entfacht – und diesmal steht eines der mächtigsten Werkzeuge im Zentrum: Künstliche Intelligenz. Wie die Brüsseler Behörde mitteilte, wurde ein umfassendes Wettbewerbsverfahren eingeleitet. Der Verdacht wiegt schwer: Google soll seine KI-Systeme illegal mit urheberrechtlich geschützten Inhalten aus dem Internet trainiert und gleichzeitig unfaire Bedingungen für Verlage, Urheber und konkurrierende KI-Entwickler geschaffen haben.
Damit geraten erneut gleich mehrere Schlüsselfragen der digitalen Zukunft in den Fokus: Wem gehören Daten? Wer kontrolliert KI-Modelle? Und wie viel Marktmacht darf ein einzelner Konzern besitzen?
Illegales KI-Training? Die entscheidende Frage der Urheberrechte
Die Kommission untersucht, ob Google Inhalte von Medienhäusern, Fotografen, Autoren oder anderen Rechteinhabern ohne ausdrückliche Zustimmung genutzt hat, um seine KI-Produkte – darunter Sprachmodelle und automatisierte Suchfunktionen – zu trainieren.
Sollte sich dieser Verdacht bewahrheiten, wäre das nicht nur ein Angriff auf das geistige Eigentum vieler Kreativer, sondern würde zudem bedeuten, dass Google seine KI durch unrechtmäßige Vorteile auf dem Markt stärken konnte. Denn hochwertige Daten sind das „Brennstoff“ moderner KI – und entsprechend wertvoll.
Unfaire Bedingungen für Verlage und Urheber?
Parallel prüft die EU, ob Google Verlagen und Urhebern einseitige oder unangemessene Vertragsbedingungen auferlegt hat. Kritiker werfen dem Konzern seit Jahren vor, seine dominante Stellung zu nutzen, um Inhalteanbieter unter Druck zu setzen – etwa beim Aushandeln von Lizenzgebühren, bei der Sichtbarkeit in der Suche oder beim Zugang zu Werbeeinnahmen.
Die Kommission will herausfinden, ob Google seine Verhandlungsmacht weiter ausgebaut hat, indem es KI-Anwendungen entwickelt, die ohne faire Grundlage von den Inhalten anderer profitieren.
Benachteiligung anderer KI-Entwickler?
Ein weiterer Bestandteil der Untersuchung betrifft Googles Verhalten gegenüber Wettbewerbern im KI-Bereich. Die Frage: Nutzt der Konzern seine Größe und Infrastruktur, um rivalisierenden KI-Anbietern den Zugang zu Daten, Technik oder Distributionskanälen zu erschweren?
Sollte dies der Fall sein, könnte Google die Innovationskraft Europas bremsen – ein Szenario, das die EU besonders aufmerksam macht, da sie im globalen Wettbewerb um KI-Kompetenzen nicht weiter ins Hintertreffen geraten will.
Brüssel zeigt klare Kante
Mit der neuen Untersuchung unterstreicht die EU-Kommission ihre Bereitschaft, Big Tech strenger denn je zu kontrollieren. Bereits bestehende Regulierungsrahmen wie der Digital Markets Act (DMA) oder der Digital Services Act (DSA) sollen sicherstellen, dass große Plattformen ihre Macht nicht missbrauchen.
Der aktuelle Fall könnte jedoch zu einem der bedeutendsten Verfahren in der europäischen Wettbewerbsgeschichte werden – denn KI steht ganz oben auf der politischen Agenda, und die EU möchte verhindern, dass einige wenige Konzerne eine Schlüsseltechnologie der Zukunft dominieren.
Was Google nun droht
Die Ermittlungen befinden sich am Anfang, doch die Konsequenzen könnten gravierend sein:
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Milliardenstrafen bei nachgewiesenem Wettbewerbsverstoß
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Verpflichtende Änderungen an Googles Geschäftsmodellen, insbesondere im Umgang mit KI
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Strengere Auflagen für Datenverwendung und Kooperationen mit Verlagen
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Schutzmaßnahmen für kleinere KI-Anbieter, um fairen Wettbewerb sicherzustellen
Für Google bedeutet das: Ein weiteres mächtiges Regulierungspaket könnte die Leitungssysteme des Konzerns tiefgreifend verändern.
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