Für viele Singles der Generation Z ist ein Date längst nicht mehr nur romantisch – sondern zunehmend auch pragmatisch. Eine neue Studie des Finanztechnologie-Unternehmens Intuit zeigt: Fast jede dritte Single-Person aus der Gen Z geht auf Dates, um ein kostenloses Essen zu bekommen.
Der Bericht mit dem Titel „The Cuffing Economy“ untersucht, wie finanzielle Unsicherheit die Dating-Gewohnheiten junger Menschen verändert – und offenbart, dass wirtschaftlicher Druck in Liebesdingen eine wachsende Rolle spielt.
Wenn das Date zur Gratis-Mahlzeit wird
TikTok ist voll von Videos, in denen Nutzerinnen und Nutzer offen bekennen, Dates vor allem wegen des kostenlosen Essens zu vereinbaren. In einem viralen Clip scherzt eine Influencerin: „Wenn das Date langweilig ist, aber du immerhin gut gegessen hast.“ Eine andere berichtete, dass sie während ihres Studiums ganze 16 Dinner-Dates in Folge wahrnahm – als Überlebensstrategie gegen Geldnot.
Auch queere Datende sind betroffen. Der TikToker @Bran_Flakezz etwa postete ein Video mit dem Kommentar: „POV: Du gehst mit einem Typen aus, nur um ein gratis Abendessen zu bekommen.“
Wirtschaftlicher Druck beeinflusst Liebesleben
Was als ironisches Phänomen begann, hat reale Wurzeln. Aja Evans, finanztherapeutische Beraterin, erklärt:
„Viele meiner Klientinnen und Klienten, die auf Dates gehen, obwohl sie nicht interessiert sind, tun dies aus finanzieller Notlage. Ein Abendessen oder ein Kaffee ist für sie ein Luxus, den sie sich sonst nicht leisten könnten.“
Laut Evans haben steigende Mieten, unsichere Jobs und Studienkredite ein Umfeld geschaffen, in dem romantische Treffen oft mit ökonomischen Überlegungen verknüpft sind. Besonders Transportkosten, Outfitdruck oder das Bezahlen der Rechnung stellen finanzielle Hürden dar.
Dating-Apps fördern „Shopping-Mentalität“
Mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen nutzt laut Pew Research Dating-Apps wie Tinder, Bumble oder Hinge. Laut Beziehungsexpertin Amy Chan fördern diese Apps eine „Wegwerf-Mentalität“, bei der Menschen wie Produkte betrachtet werden – inklusive der Idee, dass ein Date zumindest einen „Gegenwert“ haben sollte, wenn es schon keine Liebe bringt.
Bereits 2019 nannten Forscher das Phänomen „Foodie Call“ – eine Wortspiel-Variante des bekannten Begriffs „Booty Call“. Damals wie heute geht es darum, ein Date vor allem für ein kostenloses Essen zu nutzen – ohne echtes Interesse an der anderen Person.
Transparenter Umgang mit Geld – auch beim Dating
Erfreulich: Gen Z spricht offener über Geldprobleme als frühere Generationen. Budgetfragen oder das Eingeständnis, dass ein teures Restaurant zu viel ist, sind weniger tabuisiert. Gleichzeitig ist diese Offenheit aber auch eine neue Form von Verletzlichkeit, sagt Evans:
„Transparenz kann befreiend sein – aber sie ist auch mit Ängsten verbunden. Nicht jeder ist bereit, seine finanziellen Grenzen schon beim ersten Treffen offenzulegen.“
Evans’ Tipps: So datet man ohne finanziellen Stress
- Budget offen ansprechen: Schon vor dem ersten Date klären, wer zahlt oder ob geteilt wird.
- Preisbewusste Optionen vorschlagen: Lieber gemeinsam ein günstiges Café wählen als schweigend ins teure Restaurant zu gehen.
- Keine Schuldgefühle: Wer sich ein Date gerade nicht leisten kann, sollte sich nicht verpflichtet fühlen, mitzumachen. Es gibt auch kreative, kostenfreie Möglichkeiten.
Evans rät klar davon ab, Dates nur für kostenlose Mahlzeiten zu nutzen – nicht nur wegen des ethischen Dilemmas, sondern auch, weil es emotional belastend sein kann, Menschen gezielt zu täuschen.
Fazit:
Finanzielle Unsicherheit verändert, wie Gen Z liebt. Was früher als Zeichen von Zuneigung galt, wird heute auch als ökonomischer Deal betrachtet. Doch wer nur wegen des Essens datet, riskiert nicht nur enttäuschte Gegenüber – sondern auch die eigene emotionale Integrität.
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