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Eskalation abgesagt: Esken will nicht „giften“ – und setzt auf stille Gelassenheit

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Man kennt das ja: Wenn die eigene Zeit als Vorsitzende endet, könnte man die Bühne mit einem letzten großen Knall verlassen, die Faust in die Luft recken und nochmal ordentlich gegen die Nachfolger austeilen. Nicht so Saskia Esken. Die scheidende Co-Vorsitzende der SPD hat beschlossen: Statt öffentlich herumzugiften, bleibt sie lieber stilvoll im Hintergrund – und spart sich die giftigen Spitzen.

In einem Interview mit der „taz“ machte Esken deutlich, dass sie auch nach ihrem Rückzug der SPD erhalten bleiben will – allerdings in einer eher ruhigen und kritischen Begleitfunktion. So viel Anstand muss wohl sein. „Ich werde meine Partei immer kritisch begleiten. Aber man darf von mir erwarten, dass ich nicht aus persönlichen Gründen gegen die SPD gifte“, sagte sie – und setzte damit ein Zeichen der inneren Ausgeglichenheit.

Die Kunst des edlen Rückzugs: Kein Drama, keine Galle, kein Gift

Man könnte meinen, Esken habe die Kunst des würdevollen Abgangs perfektioniert. Statt noch ein paar letzte Seitenhiebe zu verteilen, will sie ihrer Partei lieber konstruktiv und wohlwollend gegenübertreten. Schließlich hat sie mit ihren Jahren an der SPD-Spitze gelernt: Wer im Glashaus sitzt, sollte vielleicht nicht mit Giftpfeilen werfen.

In einer Welt, in der politische Rücktritte oft mit dramatischen Reden und bitteren Abrechnungen einhergehen, wirkt Eskens Entscheidung fast revolutionär. Statt sich in die Riege der ehemaligen Vorsitzenden einzureihen, die im Nachhinein noch einmal ordentlich vom Leder ziehen, will sie eher die stille Beraterin im Hintergrund sein – quasi die Yoda der SPD: weise, ruhig und gelassen.

Vorbild Nahles: Rückzug ohne Krawall

Esken verweist in diesem Zusammenhang auf die ehemalige SPD-Vorsitzende Andrea Nahles, die sich nach ihrem Rückzug ebenfalls vornehm zurückhielt. „Wir Frauen können das“, sagte Esken selbstbewusst und spielt damit auf die Fähigkeit an, die eigene Eitelkeit im Zaum zu halten – eine seltene Qualität in der Politik.

Esken scheint der Meinung zu sein, dass man nicht unbedingt zur Drama Queen mutieren muss, nur weil die Parteiführung abgibt. Stattdessen will sie der SPD weiterhin die Treue halten – allerdings eher als wohlwollende Beobachterin, die hier und da mal ein Wort der Weisheit fallen lässt.

Keine Galle, keine Giftpfeile, keine Tweets im Affekt

Die Entscheidung, nicht „zu giften“, wirkt fast wie eine Liebeserklärung an die Partei, die Esken auch nach ihrem Abgang am Herzen liegt. Und mal ehrlich: In Zeiten, in denen viele nach einem Rückzug eher auf Social Media ihre Enttäuschung herausbrüllen, wirkt Eskens Haltung fast schon rührend entspannt.

Ob sich die Partei davon inspirieren lässt und in Zukunft auch auf weniger toxische Diskussionskultur setzt? Das wird sich zeigen. Fakt ist: Die SPD kann sich sicher sein, dass ihre Ex-Chefin nicht zur „Grumpy Ex-Bossin“ wird. Vielleicht ist das ja Eskens größter Beitrag zur politischen Kultur: Rücktritte ohne Gift und Galle – einfach mal stilvoll Schluss machen.

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