Die Zahl junger Menschen in Deutschland, die die Schule ohne Abschluss verlassen, ist weiter gestiegen – und hat im Schuljahr 2023/2024 einen neuen Höchststand erreicht. Das zeigen aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts, die auf eine Anfrage des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) hin veröffentlicht wurden.
Demnach verließen im vergangenen Schuljahr rund 62.000 Schülerinnen und Schüler die Schule ohne einen Abschluss. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor lag die Zahl bei etwa 56.000. Das ist ein Anstieg von über 10 Prozent innerhalb eines Jahres – und der höchste Wert der letzten zehn Jahre.
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht fand für die dramatische Entwicklung eindringliche Worte:
„Jedes Jahr ein ganzes Fußballstadion voller junger Menschen ohne Schulabschluss – das ist ein Armutszeugnis für unser Bildungssystem.“
Sie warnte zudem vor den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen, denn jeder fehlende Abschluss sei ein verlorenes Potenzial und ein Beitrag zum hausgemachten Fachkräftemangel.
Ursachen und Kritik
Bildungsexpertinnen und -experten sehen in der Entwicklung ein Alarmzeichen, das tiefere Ursachen offenlegt. Der Deutsche Lehrerverband nennt eine ganze Reihe möglicher Faktoren:
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Mangelnde Sprachkenntnisse, insbesondere bei neu zugewanderten Jugendlichen
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Soziale Ungleichheit und Bildungsferne im Elternhaus
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Überforderte Schulen mit zu wenig Personal
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Fehlende individuelle Förderung
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Und nicht zuletzt eine wachsende Demotivation und Perspektivlosigkeit bei vielen Jugendlichen
Langfristige Folgen
Ohne Schulabschluss steigen die Risiken für Arbeitslosigkeit, soziale Abhängigkeit und gesellschaftliche Ausgrenzung. Zudem geraten immer mehr Unternehmen in Schwierigkeiten, geeignete Auszubildende oder Fachkräfte zu finden. Der Trend verstärkt also nicht nur persönliche Schicksale, sondern auch strukturelle Probleme auf dem Arbeitsmarkt.
Forderungen nach politischem Umdenken
Sahra Wagenknecht und andere Stimmen aus Politik und Bildung fordern eine grundlegende Neuausrichtung der Bildungspolitik. Dazu gehören:
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Frühzeitige und gezielte Sprachförderung
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Mehr Schulsozialarbeit und psychologische Betreuung
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Kleinere Klassen und bessere Ausstattung
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Sowie ein stärkerer Praxisbezug, um Jugendlichen Perspektiven aufzuzeigen
„Wir dürfen nicht länger zuschauen, wie jedes Jahr zehntausende Jugendliche durchs Raster fallen. Bildung ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht – und Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben“, so Wagenknecht.
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