Jes Staley, der frühere Vorstandsvorsitzende der britischen Großbank Barclays, steht erneut im Rampenlicht. Nachdem er 2021 wegen seiner Verbindungen zum verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein aus seinem Amt gedrängt wurde, versucht er nun, seinen Namen vor Gericht reinzuwaschen.
Regulatorische Sanktionen und Millionenverluste
Staley wurde im November 2021 zum Rücktritt gezwungen, nachdem die britische Finanzaufsicht (Financial Conduct Authority, FCA) festgestellt hatte, dass er die Natur und Dauer seiner Beziehung zu Epstein nicht korrekt gegenüber dem Barclays-Vorstand offengelegt hatte.
Diese Entscheidung hatte für ihn schwerwiegende Konsequenzen: Neben dem Verlust seines hoch angesehenen Postens kostete ihn die Affäre rund 18 Millionen Pfund an Gehalt und Boni – und beschädigte vor allem seinen Ruf in der Finanzwelt erheblich.
2023 verhängte die FCA ein Berufsverbot für leitende Positionen in der Finanzbranche gegen Staley. Dieses Verbot möchte er nun juristisch anfechten.
E-Mail-Enthüllungen und umstrittene Aussagen
Ein entscheidender Wendepunkt in dem Skandal waren E-Mails, die sein ehemaliger Arbeitgeber JP Morgan veröffentlichte. Sie belegten, dass seine Beziehung zu Epstein enger war, als er öffentlich behauptet hatte.
Während Staley gegenüber Barclays versichert hatte, die Verbindung sei „nicht eng“ gewesen und habe bereits vor seiner Ernennung als Vorstandsvorsitzender geendet, zeigen die veröffentlichten Nachrichten das Gegenteil.
So tauschten sich Staley und Epstein regelmäßig aus – unter anderem über gemeinsame Aufenthalte in Epsteins Anwesen in New York und auf dessen Privatinsel in den US Virgin Islands. Besonders brisant war eine E-Mail, in der Staley nach einem Treffen mit Epstein schrieb:
„Das war lustig. Sag ‚Hallo‘ zu Schneewittchen.“
Epstein antwortete daraufhin:
„Welche Figur möchtest du als nächstes?“
Staley entgegnete:
„Die Schöne und das Biest.“
Die Bedeutung dieser Nachrichten bleibt unklar, sie werfen jedoch Fragen über die Natur ihrer Beziehung auf. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass Staley und Epstein auch nach Staleys Amtsantritt bei Barclays indirekt in Kontakt blieben. Seine Anwälte betonen jedoch, dass jegliche Kontaktversuche von Epstein ausgingen und Staley selbst keine Initiative ergriffen habe.
Warum riskiert Staley erneute öffentliche Aufmerksamkeit?
Viele Beobachter fragen sich, warum Staley – der mittlerweile 68 Jahre alt und finanziell unabhängig ist – dieses Verfahren auf sich nimmt. Schließlich könnte der Prozess seine umstrittene Verbindung zu Epstein erneut in den Fokus rücken und weiteren Schaden anrichten.
Bekannte von Staley beschreiben ihn als kämpferisch und äußerst stolz. Während seiner Karriere galt er als loyaler Manager, der sich vehement für seine Kollegen einsetzte. Sein gescheiterter Versuch, einen Whistleblower zu enttarnen, der einen früheren Kollegen belastete, wurde von einigen als Zeichen seiner Loyalität gewertet – andere sahen darin jedoch ein gravierendes Fehlverhalten.
Ob er mit diesem Prozess seine Reputation retten kann, bleibt fraglich. Experten halten es für unwahrscheinlich, dass Staley noch einmal eine Spitzenposition im Finanzsektor übernehmen wird. Seine einst glänzende Karriere als Banker, die ihn fast an die Spitze von JP Morgan, der größten Investmentbank der Welt, geführt hätte, scheint endgültig vorbei zu sein.
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