Die Euphorie rund um Elektromobilität trifft im Winter auf kalte Realität: Sinkende Temperaturen machen E-Auto-Batterien zu echten Mimosen. Ein aktueller Bericht von USA Today, basierend auf einer Consumer Reports-Studie von 2024, zeigt deutlich: Bei Temperaturen unter minus 7 Grad Celsius verlieren E-Autos im Schnitt rund 25 % ihrer Reichweite, wenn sie konstant mit 70 mph (ca. 113 km/h) fahren. Im Schnitt sank die Reichweite auf rund 182 Meilen (ca. 293 km) – bei wärmerem Wetter waren es knapp 275 Meilen (442 km).
Doch woran liegt das – und was kann man dagegen tun?
Warum die Batterie bei Kälte streikt
Das Herzstück eines Elektroautos – die Lithium-Ionen-Batterie – hat ihre Wohlfühltemperatur: idealerweise zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Fällt das Thermometer darunter, verlangsamen sich die elektrochemischen Prozesse. Das hat zwei unangenehme Folgen:
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Längere Ladezeiten: Vor dem Laden muss die Batterie oft erst aufgeheizt werden.
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Geringere Kapazität: Die Effizienz der Ionenbewegung sinkt – die Batterie liefert schlicht weniger Leistung.
Im Extremfall kann das dazu führen, dass ein zu leerer Akku bei sehr niedrigen Temperaturen gar nicht mehr geladen werden kann – obwohl das Auto am Strom hängt.
Auch Verbrenner verlieren bei Kälte – aber nicht so stark
Fairerweise sei gesagt: Auch Benziner und Diesel leiden unter Kälte. Laut US-Energieministerium verlieren sie bei minus 7 Grad im Schnitt etwa 15 % ihrer Effizienz. Der Unterschied ist also real – aber bei E-Autos stärker ausgeprägt.
Tipps für E-Auto-Fahrer im Winter
Zum Glück gibt es einige Strategien, um den winterlichen Reichweitenverlust abzumildern:
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Vorbatterie-Heizung aktivieren: Viele E-Autos heizen den Akku automatisch vor, wenn sie wissen, dass eine Ladung bevorsteht. Wer daheim lädt, sollte das Auto direkt nach der Fahrt einstecken, solange es noch warm ist.
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Innenraum vorheizen – während des Ladens: Die Heizung ist ein echter Stromfresser. Wer den Innenraum auflädt, während das Auto noch am Kabel hängt, spart Reichweite.
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Drinnen parken: Wenn möglich, das Auto in der Garage oder einem überdachten Stellplatz abstellen – so bleibt die Batterie wärmer.
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Eco-Modus nutzen: Fast alle E-Autos bieten einen Energiesparmodus. Weniger Leistung, aber mehr Reichweite.
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Reifendruck prüfen: Kalte Luft lässt den Reifendruck sinken – das erhöht den Rollwiderstand und senkt die Effizienz.
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Batteriestand nicht unter 20 % fallen lassen: Bei starkem Frost kann es sein, dass ein fast leerer Akku sich nicht mehr auflädt, weil er erst Energie zum Aufwärmen bräuchte – die aber fehlt.
Auswirkungen auf die E-Auto-Verbreitung?
Bisher betrifft das Problem nur einen kleinen Teil der Autofahrer: Unter 2 % aller Fahrzeuge in den USA sind derzeit elektrisch. Doch der Markt wächst: 9,2 % aller Neuzulassungen im Jahr 2024 waren E-Autos – Tendenz steigend.
Gerade in kalten Regionen könnte die „Winter-Schwäche“ allerdings zum Stolperstein für die Akzeptanz werden. Neue Technologien wie besser beheizbare Akkus, leistungsfähigere Heizsysteme und intelligente Batteriemanagementsysteme sind daher gefragt.
Fazit
E-Autos sind die Zukunft – aber sie müssen auch dem Winter trotzen können. Wer sein Fahrzeug kennt, vorausschauend fährt und ein paar clevere Tricks beherzigt, kommt auch bei Minusgraden zuverlässig ans Ziel. Trotzdem gilt: Technologische Verbesserungen sind nötig, wenn Elektromobilität auch in nördlichen Breitengraden flächendeckend funktionieren soll.
Denn Klimaschutz darf nicht am kalten Akku scheitern.
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