US-Präsident Donald Trump konnte kurz vor seiner ersten großen Auslandsreise seiner zweiten Amtszeit einen wichtigen diplomatischen Erfolg verbuchen: Ein Durchbruch in den Handelsgesprächen mit China entschärft den seit Jahren schwelenden Handelskonflikt.
Finanzminister Scott Bessent vereinbarte in der Schweiz mit chinesischen Unterhändlern eine Reduzierung der Strafzölle um 115 Prozentpunkte. Zwar bleibt die Zollbelastung hoch, aber die Einigung wird dennoch als Erfolg Trumps gewertet. Kritiker warnen jedoch, dass US-Verbraucher weiterhin mit höheren Preisen für chinesische Waren rechnen müssen.
Unkonventionelle Außenpolitik
Trump hat sich in kurzer Zeit in eine Vielzahl internationaler Verhandlungen gestürzt. Neben China befasst er sich mit den Konflikten zwischen Indien und Pakistan, der Nuklearfrage mit Iran und der Ukraine-Krise. Diese Strategie steht im Kontrast zu Trumps „America First“-Rhetorik, zeigt aber seinen Anspruch, die US-Position weltweit zu stärken.
Seine unvorhersehbaren und oft einseitigen Entscheidungen bergen Risiken. So könnte die Aufhebung der Syrien-Sanktionen die neue Regierung stärken, die unter Ahmed al-Sharaa steht. Al-Sharaa hatte einst die militante Gruppe Jabhat al-Nusra gegründet, die sich jedoch 2016 von al-Qaida trennte.
Kritische Stimmen und Risiken
Trotz der erzielten Fortschritte bleibt die Skepsis groß. Senator Lindsey Graham warnte, dass die neue syrische Führung durch Waffengewalt und nicht durch demokratische Prozesse an die Macht gekommen sei. Zudem kritisieren Experten, dass viele Probleme, die Trump jetzt lösen will, durch seine eigene Politik entstanden sind – etwa die Sanktionen gegen China und der Ausstieg aus dem Iran-Atomabkommen.
Auch die Ukraine-Politik Trumps ist umstritten. Sein Druck zwang Präsident Wolodymyr Selenskyj, Gespräche mit Russlands Präsident Wladimir Putin zu akzeptieren. Diese Entscheidung stärkt Moskaus Position, während Trumps Sympathien für Putin das Vertrauen europäischer Verbündeter untergraben.
Handels- und Investitionsoffensive im Nahen Osten
Auf seiner Nahost-Tour setzte Trump auf Wirtschaftsdeals. In Saudi-Arabien verkündete er Investitionen von 80 Milliarden Dollar durch amerikanische Tech-Unternehmen wie Google und Oracle. Zudem strebt er an, dass Saudi-Arabien den Abraham-Abkommen beitritt, die Israel mit arabischen Staaten wie den VAE normalisieren.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman zeigte sich jedoch zurückhaltend und betonte, dass eine Normalisierung mit Israel erst nach einer Lösung des Palästinenserkonflikts möglich sei.
Fazit: Balanceakt zwischen Diplomatie und Eigennutz
Trumps Außenpolitik zeigt ein Muster: Deals um jeden Preis. Während er sich als verhandlungsstarker Diplomat präsentiert, wird deutlich, dass viele Verhandlungen die Konsequenz seiner eigenen Entscheidungen sind.
Obwohl Trump Fortschritte in Handelsfragen mit China erzielt hat, bleibt die Frage, ob seine kurzsichtige und oft impulsive Diplomatie langfristig zum Vorteil der USA ist. Vor allem die unkonventionelle Personalpolitik, bei der unerfahrene Vertraute wie Steve Witkoff Schlüsselrollen einnehmen, könnte die internationale Glaubwürdigkeit der USA gefährden.
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