Die Lage in der Karibik spitzt sich zu: Die USA haben ihre Militärpräsenz in der Region unter dem Vorwand des „War on Drugs“ massiv ausgebaut. Laut dem Atlantic handelt es sich um die größte Aufrüstung seit der Kubakrise 1962. Rund 15 US-Kriegsschiffe, darunter der Flugzeugträger USS Gerald R. Ford, B-52-Bomber und Spezialeinheiten operieren derzeit nahe Venezuela. Seit September wurden bei Angriffen auf mutmaßliche Drogenboote über 70 Menschen getötet – vielfach ohne klare Rechtsgrundlage. Kritiker sprechen von völkerrechtswidrigen Exekutionen.
US-Präsident Donald Trump, der lateinamerikanische Drogenkartelle zu „ausländischen Terrororganisationen“ erklärte, weist Kriegspläne zurück. Dennoch sehen Beobachter in der massiven Präsenz eine Machtdemonstration und ein mögliches Druckmittel gegen Venezuelas Präsident Nicolás Maduro, den die USA als „Terroristen“ und Drogenhändler einstufen. Das Kopfgeld auf Maduro wurde kürzlich auf 50 Millionen Dollar erhöht.
Die Spannungen erinnern an frühere US-Interventionen, etwa in Panama 1989, als unter Präsident George Bush senior der Diktator Manuel Noriega nach ähnlichen Vorwürfen gestürzt wurde. Experten wie der Historiker Michael Grow warnen, Washington habe nun auch gegenüber Venezuela einen „bequemen Vorwand“ geschaffen.
Trump genehmigte laut Berichten zudem verdeckte CIA-Operationen im Land, offiziell zur Wahrung der „nationalen Sicherheit“. Fachleute wie Christopher Sabatini vom Thinktank Chatham House sehen darin vor allem psychologischen Druck: Die USA wollten „Angst und Unsicherheit“ im venezolanischen Machtapparat erzeugen, um einen internen Machtwechsel zu provozieren.
Maduro, seit 2013 an der Macht und trotz internationaler Kritik 2024 bis 2031 wiedergewählt, sucht Unterstützung bei Russland. Eine kürzlich unterzeichnete Kooperation umfasst Energie, Bergbau und Sicherheit – aber offiziell keine militärische Hilfe. Dennoch soll Maduro Präsident Wladimir Putin um Flugabwehrsysteme gebeten haben.
Ob es bei Drohgebärden bleibt oder die Lage erneut eskaliert, ist ungewiss. In Lateinamerika wächst jedenfalls die Sorge, dass sich Geschichte wiederholen könnte.
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