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Diskussion: Was tun bei Warnungen der Finanzaufsicht? – Drei Rechtsanwält:innen klären auf

geralt (CC0), Pixabay
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Teilnehmer:

  • Rechtsanwalt Michael Iwanow (Experte für internationales Kapitalmarktrecht)
  • Rechtsanwältin Kerstin Bontschev (Spezialistin für Verbraucherrecht)
  • Rechtsanwalt Jens Reime (Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht)

🧩 Thema: Warnungen der Finanzaufsicht – was bedeuten sie für Verbraucher:innen?

Moderator (DieBewertung.de):
Herr Iwanow, die Finanzaufsichten in Deutschland (BaFin), Österreich (FMA) und der Schweiz (FINMA) warnen fast täglich vor dubiosen Finanzanbietern. Was genau steckt hinter diesen Warnmeldungen?

Michael Iwanow:
Diese Warnungen bedeuten, dass ein Anbieter nicht über die erforderliche Erlaubnis verfügt, in dem jeweiligen Land Finanzdienstleistungen anzubieten. Das allein ist schon hochgradig problematisch. Die Behörden sagen damit ganz klar: Vorsicht, hier agiert jemand außerhalb des legalen Rahmens. Leider erfolgen diese Hinweise oft erst, wenn bereits viele Menschen geschädigt wurden.

Kerstin Bontschev:
Und sie haben rein informativen Charakter. Es ist keine automatische Sperre oder Rückzahlung damit verbunden. Die Aufsicht kann nicht präventiv eingreifen, wenn der Anbieter etwa aus einem Offshore-Staat kommt. Das ist für Verbraucher trügerisch – sie glauben, mit einer Warnung ist das Schlimmste abgewendet. Dabei ist sie oft der letzte Schritt, nicht der erste.

🔎 Warum es so wichtig ist, VOR einer Investition zu recherchieren

Jens Reime:
Viele Menschen lassen sich von Hochglanz-Websites, Versprechen über sichere Renditen oder vermeintlichen Erfahrungsberichten blenden. Dabei sollte man sich schon vor der ersten Einzahlung fragen:
Wer steckt dahinter? Wo sitzt das Unternehmen? Gibt es eine BaFin-Erlaubnis?

Ein sehr guter Tipp: Die Website https://www.investigate.jetzt. Dort sind viele Anbieter gelistet, inklusive Warnungen, Nutzererfahrungen und Verbindungen zu bekannten Betrugsnetzwerken.

🚨 Warnsignale, bei denen man sofort die Finger lassen sollte

  1. Versprechen von hohen, garantierten Renditen
    – In der Finanzwelt gibt es keine Garantie mit hohen Erträgen.
  2. Druck und Dringlichkeit („Nur noch heute!“, „Sofort handeln!“)
    – Unseriöse Anbieter wollen keine Zeit zum Nachdenken lassen.
  3. Fehlende oder gefälschte BaFin-/FMA-/FINMA-Zulassungen
    – Immer die Echtheit auf den offiziellen Webseiten der Behörden prüfen.
  4. Kontaktaufnahme über Social Media, WhatsApp, Telegram
    – Seriöse Finanzdienstleister gehen so nicht auf Kundenfang.
  5. Zahlung auf ausländische Konten oder in Kryptowährungen
    – Das macht spätere Rückforderungen extrem schwierig.

💬 Viele Betroffene sagen: „Ich will kein gutes Geld schlechtem hinterherwerfen …“

Kerstin Bontschev:
Das höre ich fast täglich. Und es ist nachvollziehbar. Wenn man schon 10.000 Euro verloren hat, überlegt man sich gut, ob man weitere 1.000 Euro für einen Anwalt ausgeben möchte. Aber: Ohne rechtliches Vorgehen sinken die Chancen auf Rückzahlung gegen null.

Jens Reime:
Richtig. Was viele nicht wissen: Oft können wir z. B. bei Kreditkarten- oder SEPA-Zahlungen gegen die Bank oder Zahlungsdienstleister vorgehen. Da gibt es durchaus rechtliche Hebel – man muss sie nur kennen. Auch wenn der Anbieter „weg“ ist, sind viele Zahlungen rückverfolgbar.

Michael Iwanow:
Und: Es ist sinnvoll, frühzeitig zu handeln. Je frischer die Spuren sind – IP-Adressen, Zahlungswege, Ansprechpartner – desto höher ist die Chance, dass man noch etwas retten kann. Nach einem Jahr ist das Kind oft schon komplett im Brunnen.

✅ Fazit: Unsere Tipps für Verbraucher:innen

  • Vor jeder Geldanlage gründlich recherchieren – z. B. auf https://www.investigate.jetzt oder direkt bei der BaFin, FMA oder FINMA.
  • Bei Zweifeln: Rechtsrat einholen, am besten bei spezialisierten Kanzleien.
  • Warnsignale ernst nehmen – besonders bei unbekannten Anbietern.
  • Sich nicht schämen oder zögern, rechtliche Schritte zu gehen – auch wenn man glaubt, „das bringt eh nichts“.
  • Nicht zahlen, wenn Inkasso kommt, sondern erst prüfen lassen, ob die Forderung überhaupt rechtmäßig ist.

Schlusswort von Jens Reime:
„Die größten Betrugsmaschen funktionieren nicht trotz, sondern wegen ihrer Professionalität. Wer auf etwas hereinfällt, ist nicht dumm – nur die Masche war verdammt gut gemacht. Aber man muss nicht tatenlos zusehen. Es gibt Wege, sich zu wehren.“


👉 Hilfe für Geschädigte erhalten Sie bei spezialisierten Kanzleien oder über die Verbraucherzentralen.
Für Recherchen vor einer Geldanlage empfehlen wir: https://www.investigate.jetzt – kostenlos & anonym.

 

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