Die deutsche Wirtschaft ächzt – und zwar so heftig, dass man meinen könnte, niemand habe es kommen sehen. Laut der aktuellen Analyse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform rauscht die Zahl der Insolvenzen auf den höchsten Stand seit über einem Jahrzehnt. 23.900 Unternehmen haben im laufenden Jahr Insolvenz angemeldet, ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und während Politik und Wirtschaft noch darüber rätseln, „woran es nur liegen könnte“, zeigt die Realität ein klares Bild: Viele Firmen stehen längst mit dem Rücken zur Wand.
Am stärksten trifft es – natürlich – die Kleinstunternehmen, jene Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden, die seit Jahren als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gepriesen werden. Ironischerweise scheint dieses Rückgrat inzwischen so brüchig wie altes Knäckebrot. Explodierende Kosten, steigende Zinsen, endlose Bürokratie und eine Kaufkraft, die sich offenbar auf Weltreise verabschiedet hat – die Kombination sorgt dafür, dass die kleinsten Betriebe in besonders großer Zahl aufgeben müssen. Aber immerhin: Die Zahlen steigen konstant. Wenn schon Wachstum, dann wenigstens beim Scheitern.
Doch nicht nur die Unternehmen rutschen reihenweise in die Zahlungsunfähigkeit. Auch Privatpersonen geraten massiv unter Druck. Die Zahl der Privatinsolvenzen kletterte um 6,5 Prozent auf rund 76.000 Fälle. Für viele Haushalte war die finanzielle Belastungsgrenze längst erreicht: Hohe Preise, stagnierende Löhne und steigende Zinsen bilden ein Trio, das so unerbittlich zuschlägt wie ein schlecht gelaunter Mahnbescheid.
Trotzdem wirkt es, als würde man all diese Entwicklungen mit stoischer Gelassenheit beobachten – fast so, als hätten Insolvenzen inzwischen denselben Nachrichtenwert wie das Wetter. Eine Pleite hier, ein Zahlungsausfall dort – Deutschland scheint in einem Zustand angekommen zu sein, in dem ökonomische Warnsignale eher als Hintergrundgeräusche durchgehen.
Besonders pikant: Während viele Unternehmen implodieren, setzen einige politische Stimmen weiterhin auf Optimismus und Wachstumsrhetorik. Man wolle „die Wirtschaft stärken“, „Entlastungen prüfen“, „Impulse setzen“. Für viele Betriebe kommt das jedoch zu spät – oder klingt angesichts der wirtschaftlichen Realität schlicht wie gut gemeinter Hohn.
Die Zahlen zeigen klar: Es brennt. Die Frage ist nur, wann man aufhört, das Feuer mit Symbolpolitik zu löschen – und stattdessen effektiv handelt. Bis dahin gilt: Die Insolvenzwelle rollt weiter. Und wer überrascht ist, hat die letzten Jahre offenbar verschlafen.
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