Na also, es geht weiter. Kaum ist der erste Prozess vorbei, schon klopft der zweite an die Tür: Der nächste Gerichtstermin für den einstigen Immobilien-Mogul steht an. Die Einsprüche sind zurückgezogen, die Bühne ist frei. Und das Publikum – also die Öffentlichkeit – darf sich auf die nächste Aufführung im Dauerdrama rund um den gefallenen Star des Beton-Kapitalismus freuen.
Ein Mann, zwei Prozesse, viele Fragen
Der erste Auftritt in Innsbruck endete mit einer zweijährigen Haftstrafe – nicht rechtskräftig, versteht sich. Nun also Runde zwei: Diesmal geht’s um Uhren, Manschettenknöpfe und Bargeld im Wert von rund 370.000 Euro, die angeblich ein wenig „verlegt“ wurden.
Andere nennen das „Vermögensverschiebung“, die Justiz nennt es „betrügerische Krida“.
Während also Normalsterbliche für eine unbezahlte Stromrechnung Post vom Inkassobüro bekommen, landet man als Immobilienfürst mit Millionenvermögen – pardon, ehemals Millionenvermögen – im Gerichtssaal und diskutiert über Luxusuhren im Familien-Tresor.
Das Imperium der Illusionen
Man könnte fast Mitleid haben, wenn die Geschichte nicht so symptomatisch wäre für die Hybris einer ganzen Branche. Jahrelang drehte sich alles um Prestige, Glanz und Renditeversprechen – bis das Kartenhaus unter seinem eigenen Gewicht zusammenbrach.
Was vom einstigen Imperium bleibt, sind Insolvenzakten, leere Versprechungen und das unermüdliche Drehen an der Image-Schraube.
„Alles ein Missverständnis“, heißt es dann gern, oder: „Ich wollte niemandem schaden.“
Natürlich nicht. Man wollte nur glänzen, wachsen, beeindrucken – koste es, was es wolle. Und wenn’s schiefgeht, ist es eben die „Marktlage“, die „Zinswende“ oder, ganz klassisch, „die Umstände“.
Die Justiz macht weiter – und die Öffentlichkeit gähnt
Dass nun eine zweite Richterin oder ein zweiter Richter das Verfahren leitet, klingt nach Abwechslung, ist aber in Wahrheit nur Staffage. Die Handlung bleibt dieselbe:
Ein Mann, der einst mit Politikern posierte und auf Luxusimmobilien thronte, sitzt nun hinter Glas und kämpft um Glaubwürdigkeit.
Und draußen?
Ein Publikum, das längst abgestumpft ist. Ein weiteres Kapitel in der langen Reihe jener Wirtschaftskrimis, die alle mit denselben Zutaten auskommen: Gier, Größenwahn und einem tiefen Glauben daran, dass das System schon mitspielt – bis es eines Tages nicht mehr tut.
Uhren, Knöpfe, Karma
Dass es nun um Uhren und Manschettenknöpfe geht, hat fast etwas Symbolisches: Der Mann, der einst die Zeit und den Markt zu beherrschen schien, kämpft jetzt um beides. Die Zeit läuft gegen ihn, und der Markt seiner eigenen Glaubwürdigkeit ist längst eingebrochen.
Was bleibt, ist der Versuch, Haltung zu bewahren – in Designeranzug und Haftzelle. Vielleicht trägt er ja im zweiten Prozess keine Uhr mehr. Zeit hat er jetzt genug.
Kommentar:
Das Benko-Drama ist kein Einzelfall, sondern das Spiegelbild einer Epoche, in der Glanz wichtiger war als Substanz. Die Justiz arbeitet die Trümmer auf – und der Rest der Republik schaut zu, zwischen Empörung und Gleichgültigkeit.
Denn im Land der Immobilienblasen und Blender scheint man sich längst an den Absturz der Hochstapler gewöhnt zu haben.
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