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Der „Marktführer der Blüten“ fliegt auf: Ermittler stoppen Deutschlands wohl größten aktiven Geldfälscher

Mohamed_hassan (CC0), Pixabay
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Er nannte sich selbst den „Marktführer“ der deutschsprachigen Geldfälscher-Szene – nun sitzt der 32-jährige Mann aus Wuppertal hinter Gittern. Ermittler aus Bayern und Nordrhein-Westfalen ist es gelungen, den mutmaßlich größten noch aktiven Geldfälscher Deutschlands zu identifizieren und festzunehmen. Der Zugriff ist das Ergebnis monatelanger, komplexer Ermittlungen, die von Ingolstadt aus ihren Ausgang nahmen und sich bundesweit wie auch ins Ausland verzweigten.

Professionelle Fälscherwerkstatt – und hunderte Tausend Euro an Blüten

Der Durchbruch gelang am 20. Oktober 2025. Bei einer großangelegten Durchsuchung in Wuppertal entdeckten Einsatzkräfte eine hochprofessionell ausgestattete Fälscherwerkstatt. Mehrere hunderttausend gefälschte 50-Euro-Scheine, zahlreiche Datenträger und 13 speziell modifizierte Drucker wurden sichergestellt. Fünf Personen kamen in Polizeigewahrsam, darunter der Hauptbeschuldigte und seine 40-jährige Partnerin, gegen die sofort Haftbefehle vollstreckt wurden.

Die Ermittler zeigten in Ingolstadt Teile der Produktionsstraße – detailreich nachgebaut aus den Originalgeräten der Werkstatt. Die Präsentation verdeutlichte, wie planvoll und technisch versiert der 32-Jährige vorging.

Unauffällig im Alltag, höchst aktiv im Darknet

Die Ermittler beschreiben das Paar als Menschen, die im Alltag kaum auffielen. Er arbeitete als Kfz-Lackierer, sie als Verwaltungsangestellte – zwei Berufe, die kaum darauf schließen lassen, dass im Hintergrund eine der größten Fälschungsoperationen Deutschlands betrieben wurde.

Tatsächlich aber soll der 32-Jährige sich das Handwerk selbst beigebracht haben. Oberstaatsanwältin Petra Osthoff spricht von einem „geschickten Bastler und Handwerker“. Die Qualität der Scheine habe sich im Laufe der Zeit deutlich verbessert, auch wenn die Bundesbank sie lediglich als „gut, aber nicht hervorragend“ einstufte.

Im digitalen Untergrund hingegen zeigte der Mann ein ganz anderes Gesicht: Unter Pseudonym war er im Darknet aktiv, koordinierte Bestellungen über Telegram und einschlägige Plattformen und akzeptierte Bezahlung bevorzugt in Kryptowährungen.

Über 300.000 Euro Falschgeld im Umlauf

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Paar mehr als 300.000 Euro Falschgeld in Umlauf gebracht hat – verteilt auf mehrere Bundesländer. Die Blüten tauchten unter anderem in Ingolstadt, Augsburg, München und Regensburg auf – häufig an Orten, an denen Bargeld rasch den Besitzer wechselt: in Schnellrestaurants, Diskotheken und auf Christkindlmärkten.

Bereits 2024 waren erste Abnehmer der gefälschten Scheine identifiziert worden. Drei bayerische Kunden wurden inzwischen rechtskräftig verurteilt – sie hatten mehr als 30.000 Euro Falschgeld bezogen und unter die Leute gebracht. Die Haftstrafen reichten von zwei Jahren bis zu drei Jahren und elf Monaten. Gegen einen vierten Tatverdächtigen wird weiterhin ermittelt.

Ermittlungsarbeit über Ländergrenzen hinweg

Die Ermittlungen begannen 2024 in Ingolstadt. Schnell zeigte sich, dass die Täter bundesweit agierten – und Kontakte ins benachbarte Ausland hatten. Die Behörden sprechen von einer „seltenen und besonders intensiven Zusammenarbeit“ zwischen Polizeidienststellen aus mehreren Bundesländern.

Kriminalhauptkommissar Thomas Lamnek betont: Die Täter seien so lange unentdeckt geblieben, weil sie äußerst vorsichtig agiert hätten. „Sie haben sich sehr bedeckt gehalten“, sagte er in Ingolstadt. Genau diese unauffällige Lebensführung habe ihnen geholfen, sich jahrelang dem Zugriff der Behörden zu entziehen.

Ein großer Erfolg – und ein wichtiger Schutz für die Wirtschaft

Die Polizei wertet den Zugriff als einen „bundesweit bedeutenden Schlag“ gegen die Fälscher-Szene. Die Ermittler sind überzeugt, dass sie damit nicht nur einen der aktivsten Geldfälscher Deutschlands ausgeschaltet haben, sondern auch einen erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden verhindert haben. Falschgeld untergräbt Vertrauen in die Währung, belastet Handel und Banken und verursacht hohen Prüfaufwand.

Die Auswertung der sichergestellten Datenträger und Geräte dürfte noch Monate dauern. Es ist zu erwarten, dass die Ermittler dadurch weitere Netzwerke, Abnehmer und Vertriebswege aufdecken.

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