Chinas modernster Flugzeugträger, die „Fujian“, gilt als technologischer Meilenstein für die Volksbefreiungsmarine – doch laut ehemaligen US-Offizieren erreicht er nur rund 60 Prozent der Einsatzfähigkeit eines 50 Jahre alten US-Trägers vom Typ „Nimitz“.
Der Grund liege in der ungünstigen Anordnung des Flugdecks, erklärten der frühere US-Marinekapitän Carl Schuster und der ehemalige Marineflieger Keith Stewart gegenüber CNN. Fotos des Schiffes zeigen demnach, dass die Position der Startkatapulte und die geringe Schräglage der Landefläche gleichzeitige Starts und Landungen deutlich erschweren.
Während die US-Träger der „Nimitz“-Klasse einen um neun Grad versetzten Landeanflug ermöglichen, beträgt der Winkel bei der „Fujian“ nur sechs Grad. Zudem ragt das längere Landedeck zu weit in den Bugbereich, wo Flugzeuge für den Start vorbereitet werden. Das erhöht das Risiko von Kollisionen und Verzögerungen auf dem Deck – ein Umstand, der den Ablauf von Flugoperationen erheblich verlangsamt.
Die „Fujian“ ist Chinas erster Träger mit elektromagnetischem Katapultsystem, das schwerer beladene Jets starten kann – ähnlich dem System der neuesten US-Trägerklasse „Gerald R. Ford“. Dennoch bleibt der operative Nutzen begrenzt, da die Struktur des Decks nicht optimal ausgelegt ist. Frühere Schiffe, die „Liaoning“ und „Shandong“, nutzten noch eine einfache Sprungschanze und galten ohnehin als Übergangslösungen.
Nach Angaben chinesischer Staatsmedien soll die „Fujian“ bald offiziell in Dienst gestellt werden. Mit einer Verdrängung von 80.000 Tonnen kommt sie zwar nahe an die US-amerikanischen „Nimitz“-Schiffe mit 97.000 Tonnen heran, doch die Praxis zeige: Technik allein reiche nicht aus.
„Das Problem ist weniger die Hardware als die Erfahrung“, sagt Stewart. Flugoperationen auf hoher See seien „die gefährlichsten Arbeitsumgebungen der Welt“. Die USA verfügen über mehr als sieben Jahrzehnte Erfahrung im Trägerbetrieb, China dagegen stehe erst am Anfang. „Man lernt das nur, indem man es jahrelang bei jedem Wetter praktiziert“, so der frühere Offizier.
Während China in den letzten Jahren mit enormem Tempo neue Kriegsschiffe baut und die größte Marine der Welt aufstellt, bleibt der Vorsprung der USA bei Flugzeugträgern deutlich: Elf aktive Träger stehen derzeit zwei chinesischen gegenüber, die „Fujian“ eingeschlossen.
Beobachter sehen den neuen Superträger daher weniger als strategischen Gamechanger, sondern als Übergangsmodell – einen wichtigen Schritt, aber noch kein Gleichstand mit der US-Marine. Der Nachfolgetyp „Type 004“, dessen Bau bereits begonnen haben soll, könnte laut Experten die entscheidenden Konstruktionsfehler der „Fujian“ beheben.
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