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Bundeslagebild Cybercrime 2024: Ermittlungserfolge trotz wachsender Bedrohung

WaveGenerics (CC0), Pixabay
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Das Bundeskriminalamt (BKA) hat im aktuellen Bundeslagebild Cybercrime 2024 eine erneut angespannte Bedrohungslage im digitalen Raum festgestellt. Trotz bedeutender Ermittlungserfolge bleibt Deutschland eines der Hauptziele international agierender Cyberkrimineller – mit schwerwiegenden Folgen für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft.

Cyberkriminalität erreicht neuen Höchststand

Im Jahr 2024 wurden in Deutschland über 131.000 Cybercrime-Fälle registriert. Weitere 201.877 Taten wurden vom Ausland aus oder von unbekannten Orten begangen – ein alarmierender Hinweis auf die zunehmende internationale Dimension der Bedrohung.

Besonders auffällig: Die Zahl der sogenannten „Auslandstaten“ übersteigt jene im Inland mittlerweile deutlich. Cybercrime ist zu einem globalen Geschäftsmodell geworden – von professionellen Ransomware-Angriffen bis hin zu DDoS-Attacken auf kritische Infrastrukturen.

Ransomware bleibt Hauptgefahr – aber Polizei erzielt Wirkung

Trotz des weiterhin hohen Risikos zeigen gezielte Maßnahmen Wirkung. Dank erfolgreicher Takedown-Operationen und der Zerschlagung von Cybercrime-as-a-Service-Angeboten ging die Zahl der angezeigten Ransomware-Angriffe von 1.018 (2023) auf 950 Fälle im Jahr 2024 zurück.

Besonders bedeutsam: 90 % der Opfer zahlten kein Lösegeld – ein direkter Effekt der erfolgreichen Ermittlungsarbeit, die auch zu einem Rückgang der illegalen Gewinne führte. Laut Chainalysis sank das weltweite Lösegeldvolumen um 35 % auf rund 800 Mio. US-Dollar.

DDoS und Phishing weiter auf dem Vormarsch

Gleichzeitig verzeichnen die Behörden einen Anstieg sogenannter Hacktivismus-Angriffe, vor allem durch DDoS-Kampagnen im Zusammenhang mit geopolitischen Spannungen. Auch Phishing bleibt ein Haupteinfallstor, wobei besonders Smishing-Attacken (Phishing per SMS) zunehmen.

Künstliche Intelligenz als Verstärker für Cybercrime

Die wachsende Verfügbarkeit generativer KI-Modelle – wie etwa ChatGPT, aber auch Bild- und Video-KI – birgt ein weiteres Risiko: Cyberkriminelle setzen sie zunehmend zur Automatisierung und Perfektionierung ihrer Methoden ein, z. B. bei der Erstellung täuschend echter Phishing-Mails oder der Entwicklung neuartiger Malware. Eine Zunahme KI-gestützter Straftaten im Jahr 2025 gilt daher als wahrscheinlich.

Polizeiliche Erfolge – aber strukturelle Schwächen

Trotz zunehmender Komplexität konnte das BKA im Jahr 2024 durch internationale Kooperation und operative Maßnahmen zahlreiche Infrastrukturen zerschlagen: von kriminellen Marktplätzen über Botnetz-Dienste bis hin zu Krypto-Exchanges. Der Wiederaufbau solcher Strukturen dauert Monate – ein wertvoller Zeitgewinn für die Sicherheit.

Doch es bleibt ein Problem: Rechtlich fehlt dem BKA eine zentrale Kompetenz zur aktiven Cyberabwehr. Anders als beim Terrorismus liegt die Gefahrenabwehr im Cyberraum derzeit bei den Bundesländern – mit teils uneinheitlichen Befugnissen und fehlender zentraler Steuerung. Das BKA fordert daher, im Sinne einer „aktiven Cybersicherheit“ umfassender agieren zu dürfen.

Fazit: Wachsamkeit und Strukturwandel notwendig

Die digitale Bedrohungslage für Deutschland ist 2024 so ernst wie nie – auch wenn polizeiliche Maßnahmen greifen. Das BKA sieht sich zwar technisch gut aufgestellt, fordert jedoch mehr Befugnisse zur effektiven Gefahrenabwehr und einen zentralisierten Ansatz für besonders schwerwiegende Cybervorfälle.

Denn klar ist: Cyberkriminalität verändert sich schneller, als die gesetzlichen Rahmenbedingungen Schritt halten. Die Professionalisierung, Internationalisierung und Technologisierung (insbesondere durch KI) stellen das Sicherheitsgefüge vor enorme Herausforderungen – nicht nur für 2025.


Wichtige Zahlen im Überblick:

  • Cybercrime-Fälle (Deutschland): 131.391

  • Cybercrime-Auslandstaten: 201.877

  • Schadenssumme laut Bitkom: 178,6 Milliarden Euro

  • Ransomware-Angriffe 2024: 950 (Rückgang ggü. 2023: 6,7 %)

  • Aufklärungsquote Cybercrime Inland: 32 % (Gesamt-PKS: 58 %)

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