Nach nur schlappen sechseinhalb Jahren hat es die US-Justiz tatsächlich geschafft, Boeing für den Absturz einer 737 MAX in Äthiopien zu einer Millionenentschädigung zu verurteilen. Ein Tempo, das für juristische Prozesse fast schon Schallgeschwindigkeit ist – ganz im Gegensatz zur Reaktionsgeschwindigkeit des Konzerns in Sicherheitsfragen.
Boeing muss dem Witwer einer verunglückten Passagierin aus Indien 28,45 Millionen Dollar zahlen. Der Mann zeigte sich „zufrieden“ – was vermutlich die höfliche Umschreibung für „Wenigstens etwas Verantwortungsübernahme nach sechs Jahren Verzögerungstaktik“ ist.
157 Tote – aber sonst alles im Rahmen
Ethiopian-Airlines-Flug ET302 stürzte am 10. März 2019 ab, 157 Menschen starben. Mit den Angehörigen eines weiteren Opfers hatte Boeing sich bereits außergerichtlich geeinigt – vermutlich um zu vermeiden, dass noch mehr hässliche Details ans Tageslicht kommen als ohnehin schon bekannt.
Die Kläger warfen Boeing unter anderem Fahrlässigkeit vor. Überraschung! Wer hätte gedacht, dass Softwarefehler, mangelhafte Pilotenschulung und interner Kostendruck über Sicherheit irgendwann mal Konsequenzen haben könnten?
Flugverbot? Ach ja, da war was
Nach zwei Abstürzen innerhalb weniger Monate – erst Indonesien, dann Äthiopien – musste die 737 MAX dann ja bekanntlich weltweit gegroundet werden. Ein kleiner Schönheitsfehler für den Konzern, der ihn kurzzeitig in eine „tiefe Krise“ stürzte. Welch dramatische Formulierung – fast so dramatisch wie der Versuch, MCAS als eine Art harmloses Feature zu verkaufen, das gelegentlich versucht, das Flugzeug in den Boden zu rammen.
Inzwischen hat Boeing die Software natürlich überarbeitet. Nun sei alles sicher, heißt es. Und wer könnte daran zweifeln? Schließlich ist „Wir haben diesmal wirklich, wirklich alles richtig gemacht“ seit jeher der glaubwürdigste Satz der Luftfahrtgeschichte.
Kommentar hinterlassen