Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bereitet eine bedeutende Regulierung im Energiemarkt vor. Wegen ungewöhnlich hoher offener Kontraktbestände plant die Behörde, Positionslimits für zwei zentrale Stromderivate der Europäischen Energiebörse EEX festzusetzen: den German Power Future und die German Power Option. Eine entsprechende Allgemeinverfügung soll nach derzeitiger Planung ab Februar 2026 in Kraft treten.
Bis zum 10. Dezember 2025 können Marktteilnehmer Stellung zu dem Vorhaben beziehen und Auswirkungen auf den Energiehandel schildern.
Warum die BaFin eingreift
Auslöser für die geplante Einschränkung sind außergewöhnlich hohe Open-Interest-Werte. Dieser Begriff beschreibt die Summe aller offenen Terminkontraktpositionen – also der Verträge, die noch nicht ausgeglichen oder fällig geworden sind.
Nach den gesetzlichen Vorgaben gilt ein Warenderivat dann als „signifikant“, wenn der durchschnittliche jährliche Open Interest mindestens 300.000 handelbare Einheiten erreicht. Diese Schwelle wird bei den genannten Stromprodukten deutlich überschritten.
Die Behörde sieht damit potenzielle Risiken:
-
Marktverzerrungen, wenn einzelne Akteure zu große Positionen aufbauen,
-
erhöhte Preisvolatilität, besonders in angespannten Energiemärkten,
-
ein größeres Manipulationspotenzial durch marktbeherrschende Trader,
-
Gefahren für eine stabile und transparente Kursbildung.
Die Positionslimits sollen verhindern, dass einzelne Teilnehmer übergroße Engagements halten, die Marktstabilität gefährden könnten.
Rechtlicher Hintergrund: Pflicht zur Limitsetzung
Nach MiFID II / MiFIR ist die BaFin verpflichtet, für jedes in Deutschland gehandelte „signifikante Warenderivat“ eine Positionsobergrenze zu definieren. Dazu gehören viele Produkte des Energie- und Rohstoffmarkts, die aufgrund hoher Handelsvolumina im Fokus der europäischen Aufsicht stehen.
Positionslimits sind ein wichtiges Instrument, um:
-
übermäßige Spekulation einzudämmen,
-
eine faire Preisbildung sicherzustellen,
-
Risiken für Unternehmen, Energieversorger und die Lieferkette zu reduzieren,
-
systemische Stresssituationen zu verhindern.
Warum gerade jetzt? Dynamik des Strommarkts
Der Energiemarkt hat in den vergangenen Jahren eine enorme Veränderung erlebt:
-
starke Preisschwankungen durch Energiekrisen,
-
hohe Handelsaktivität institutioneller Investoren,
-
wachsender Absicherungsbedarf der Energieversorger,
-
zunehmende internationale Marktintegration.
Diese Faktoren haben dazu geführt, dass der Open Interest bei Stromterminprodukten stark gestiegen ist – teils auf Rekordwerte.
Wen die Regulierung besonders betrifft
Die geplanten Limits treffen vor allem:
-
große Energiehändler,
-
Versorger mit umfangreichen Hedging-Strategien,
-
Finanzinvestoren und Fonds,
-
internationale Marktteilnehmer, die über die EEX handeln.
Für kleinere Marktakteure sind die Auswirkungen meist begrenzt, da Positionen in der Regel ohnehin weit unter den Grenzwerten liegen.
Konsultation als entscheidendes Verfahren
Bis zum 10. Dezember 2025 sammelt die BaFin Rückmeldungen aus dem Markt. Dabei geht es vor allem um:
-
mögliche Eingriffe in legitime Absicherungsgeschäfte,
-
die Frage, ob die Limits handelstechnisch praktikabel sind,
-
die Auswirkungen auf Liquidität und Marktbreite.
Erst danach wird die endgültige Fassung der Allgemeinverfügung feststehen.
Fazit
Mit den geplanten Positionslimits greift die BaFin in einen Kernbereich des deutschen Energiemarkts ein. Ziel ist es, Risiken im Handel mit Stromderivaten zu reduzieren und die Stabilität des Marktes zu sichern. Gleichzeitig wird die Maßnahme für Diskussionen sorgen, denn besonders große Marktteilnehmer müssen ihre Strategien überdenken – und ihre Handelsaktivitäten möglicherweise spürbar anpassen.
Kommentar hinterlassen