Ein erster Auszug aus dem demnächst erscheinenden Buch von Virginia Giuffre, einer der bekanntesten Anklägerinnen im Missbrauchsnetzwerk rund um Jeffrey Epstein, wurde am 19. Oktober von CBS News veröffentlicht.
Der veröffentlichte Abschnitt beschreibt eine Reise Giuffres nach Paris im Jahr 2021, als sie sich auf ihre Aussage gegen den französischen Modelagenten Jean-Luc Brunel vorbereitete. Während eines Besuchs im Louvre habe sie plötzlich erkannt, dass sie denselben Raum schon einmal gesehen hatte – zwei Jahrzehnte zuvor, mit nur 17 Jahren.
Giuffre, geborene Virginia Roberts, war eine der zentralen Figuren bei der Aufdeckung der Missbrauchsfälle um Epstein und dessen enge Vertraute Ghislaine Maxwell. Sie hatte im Jahr 2021 zudem eine Zivilklage wegen sexuellen Missbrauchs gegen Prinz Andrew eingereicht und behauptet, sie sei rund um das Jahr 2001 dreimal an den britischen Royal „weitergereicht“ worden. Andrew bestritt die Vorwürfe, einigte sich 2022 aber außergerichtlich.
Kurz darauf bestätigte der Buckingham-Palast, dass Prinz Andrew alle militärischen und wohltätigen Titel verliert.
Virginia Giuffre starb 2024 in der Nähe ihres Hauses im australischen Neergabby durch Suizid. Ihr Buch mit dem Titel „Nobody’s Girl – Erinnerungen an Missbrauch und den Kampf um Gerechtigkeit“ erscheint am 21. Oktober posthum.
Mitautorin lehnt Begnadigung Maxwells ab
Amy Wallace, Co-Autorin des Buches, erklärte im Interview mit „CBS Sunday Morning“, sie stehe uneingeschränkt hinter Giuffres Aussagen. Giuffre habe gewusst, dass nicht alle Täter öffentlich genannt worden seien.
„Sie sagte immer zu mir: Ich erinnere mich vielleicht nicht an Daten oder Orte, aber wenn ein Mann dich vergewaltigt, sein Gesicht nur wenige Zentimeter entfernt, dann vergisst du dieses Gesicht nicht“, so Wallace.
Die Autorin beschrieb den Missbrauch, den Giuffre durch Epstein und Maxwell erlebt habe, als „eine moderne Version von Der Report der Magd“. Demnach habe das Paar Giuffre sogar gebeten, ein Kind für sie auszutragen und anschließend auf das Sorgerecht zu verzichten. „Das war der Punkt, an dem sie endgültig ausstieg“, so Wallace.
Eine Begnadigung Maxwells lehnt Wallace entschieden ab: „Diese Frau war aktiv an den Übergriffen beteiligt. Sie darf auf keinen Fall begnadigt werden.“ Sie betonte zugleich, dass Giuffre in ihrem Buch den früheren US-Präsidenten Donald Trump nicht als Teil des Epstein-Netzwerks beschuldigt habe.
Familie widerspricht Verschwörungstheorien
In demselben Interview äußerten sich auch Giuffres Bruder und Schwägerin. Sie vermuten, dass Giuffres Verzweiflung über den Verlust des Sorgerechts für ihre Kinder letztlich zu ihrem Suizid geführt habe.
„Das war das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann“, sagte ihre Schwägerin Amanda. „Sie konnte die Trennung von ihren Kindern einfach nicht ertragen.“
Zugleich wies sie Verschwörungstheorien zurück, wonach Giuffre nicht freiwillig aus dem Leben geschieden sei: „Ich war in ihren letzten Tagen bei ihr. Ich war diejenige, die sie gefunden hat.“
Das Buch „Nobody’s Girl“ soll Giuffres Geschichte vollenden – die eines Mädchens, das den Missbrauch überlebte, um später für andere Betroffene zu kämpfen.
Kommentar hinterlassen