Ein Mann, der beschuldigt wird, mit Molotowcocktails einen Brand in der offiziellen Residenz des Gouverneurs von Pennsylvania gelegt zu haben, konnte trotz anwesender Staatspolizei unbemerkt auf das Gelände gelangen. Dabei stellt sich nun die Frage: Wie konnte der Angreifer die Sicherheitsvorkehrungen umgehen?
Tat trotz Polizeipräsenz
Der 38-jährige Cody A. Balmer kletterte in der Nacht zum 13. April über einen Zaun, schlug zwei Fenster ein und warf brennende Flaschen in das Gebäude – während die Familie von Gouverneur Josh Shapiro im Haus war. Die Staatspolizei, zuständig für den Schutz des Gouverneurs, war zu diesem Zeitpunkt vor Ort. Dennoch gelang es Balmer, in das Gebäude einzudringen und Feuer zu legen, bevor die Beamten eingreifen konnten.
Die Familie Shapiro und weitere Personen im Gebäude konnten rechtzeitig evakuiert werden. Gouverneur Shapiro erklärte, er sei gegen 2 Uhr morgens von Polizisten geweckt worden, die laut an die Tür klopften.
Ernsthafte Sicherheitslücken aufgedeckt
Die Behörden ermitteln nun, wie der Angriff trotz der Sicherheitsmaßnahmen möglich war. Laut Lt. Col. George Bivens von der Staatspolizei hatte man bereits Kenntnis von einem Eindringling auf dem Gelände, als der Angriff begann. Überwachungskameras dokumentierten, wie Balmer mit einem Hammer ein Fenster zu einem Musikzimmer einschlug, einen Molotowcocktail warf, weitere Fenster zerbrach, ins Haus eindrang und mehrere Brände entfachte. Danach verließ er das Grundstück wieder über den Zaun.
„Das war ein sehr schneller Ablauf über wenige Minuten hinweg“, sagte Bivens auf einer Pressekonferenz. Eine umfassende Überprüfung der Sicherheitsprotokolle sei im Gange.
Politischer Hintergrund und Bedeutung
Josh Shapiro, seit 2023 Gouverneur von Pennsylvania und einer der wenigen jüdischen Gouverneure in den USA, hatte wenige Stunden vor dem Vorfall noch einen Empfang zum Beginn des jüdischen Pessach-Festes in der Villa gegeben. Shapiro gilt als prominenter Demokrat und wurde in der Vergangenheit als möglicher Vizepräsidentschaftskandidat gehandelt.
Sicherheitsexperten kritisierten die Geschehnisse scharf. Der frühere Kommissar der Staatspolizei, Glenn Walp, sagte gegenüber NBC News: „Ich war schockiert. Dass ein Mann über den Zaun klettern und das tun konnte, was er getan hat – das ist kein funktionierendes Sicherheitssystem.“
Staatliche Schutzmaßnahmen im Fokus
In den USA sind spezielle Polizeiteams für den Schutz von Gouverneuren und deren Familien zuständig. In Pennsylvania übernimmt diese Aufgabe das „Executive Services Office“ der Staatspolizei, das aus rund zwei Dutzend Mitgliedern besteht. Die Einheit wurde 1942 gegründet und ist auch für die Sicherheit von hochrangigen Besuchern und den Transport der Regierungsmitglieder verantwortlich.
Der Angriff wirft nun Fragen auf zur Effektivität solcher Schutzmaßnahmen. Auch in anderen Bundesstaaten wird der Vorfall aufmerksam verfolgt. Der Gouverneur von Illinois, J.B. Pritzker, erklärte, dass das Thema Sicherheit nun höchste Priorität habe.
Bedrohungen gegen Politiker nehmen zu
Gewalttätige oder bedrohliche Angriffe auf Gouverneure sind selten, aber nicht unbekannt. In Michigan wurde 2020 ein Komplott zur Entführung von Gouverneurin Gretchen Whitmer vereitelt. Auch ihr Wohnsitz wurde bereits früher Ziel von Eindringlingen.
Whitmer zeigte sich solidarisch mit ihrem Kollegen Shapiro: „Kein Mensch – kein Amtsträger, keine Familie – sollte jemals zur Zielscheibe werden, nur weil er seine Arbeit macht oder für seine Überzeugungen einsteht.“
Balmer hat sich mittlerweile der Polizei gestellt. Ihm werden versuchter Mord, schwere Brandstiftung, Einbruch, Terrorismus und weitere Straftaten vorgeworfen
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