Zum 70. Geburtstag der Bundeswehr hat sich Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) in patriotischer Feierlaune gezeigt – und dabei tief in die rhetorische Mottenkiste gegriffen. Mit großen Worten, pathosgetränkter Stimme und einem Augenzwinkern in Richtung Geschichtsbücher würdigte sie die Truppe als „Schutzmechanismus unserer Freiheit“.
Die Bundeswehr sei, so Klöckner, „kein Symbol der Macht“ – eine Feststellung, die sicher auch die Leopard-Panzer, Kampfdrohnen und U-Boote freuen dürfte, die seit Jahrzehnten geduldig darauf warten, endlich mal als Symbol der Zuneigung wahrgenommen zu werden.
„Der Airbag unserer Demokratie“ – ein Bild für die Ewigkeit
Besonders hängen blieb Klöckners kreativer Vergleich: Die Bundeswehr sei „der Airbag unserer Demokratie“. Eine schöne Metapher – wenn man davon absieht, dass Airbags bekanntlich nur dann funktionieren, wenn alles andere bereits schiefgelaufen ist.
„Sie schützt, wenn es darauf ankommt“, erklärte Klöckner weiter. Ganz so, als wäre die Bundeswehr eine Art verlässlicher Stoßdämpfer im sicherheitspolitischen Verkehrsstau – nur eben mit leichtem Nachrüstbedarf bei Personal, Material und Einsatzbereitschaft.
Eine Armee, die durch und für die Demokratie lebt
Anders als andere Armeen, so Klöckner, lebe die Bundeswehr „durch und für die Demokratie“. Ein Satz, der sich wunderbar in jede Sonntagsrede einfügt – und dem man, mit etwas gutem Willen, zustimmen kann. Schließlich handelt es sich bei der Bundeswehr um eine Parlamentsarmee, also um jene Institution, über die das Parlament theoretisch wacht, während es gleichzeitig mit der Beschaffung von funktionierenden Hubschraubern kämpft.
„Sie ist fest eingebettet in unser Wertefundament – das ist weltweit einzigartig“, betonte Klöckner. Und ja: Ein Heer, das gleichzeitig moralisch tadellos, technisch überfordert und bürokratisch lähmungsresistent ist – das findet man tatsächlich nicht alle Tage.
Zwischen Pathos und Realität
Man muss Klöckner zugutehalten: Die Worte kamen von Herzen. Schließlich hat die Bundeswehr in den letzten 70 Jahren tatsächlich eine beachtliche Entwicklung durchlaufen – vom zögerlichen Wiederaufbau nach dem Krieg bis zum heutigen multinationalen Verteidigungsbündnispartner, der seine Helme mit digitaler Zukunftsvision poliert.
Doch während die Politikerin vom „Airbag der Demokratie“ spricht, kämpfen Soldatinnen und Soldaten weiterhin mit fehlender Ausrüstung, Fachkräftemangel und ausufernder Bürokratie. Vielleicht wäre es also an der Zeit, weniger über Airbags und mehr über Werkstätten zu sprechen.
Fazit: Große Worte, dünne Luft
Julia Klöckners Würdigung der Bundeswehr ist – je nach Blickwinkel – eine feierliche Hommage oder ein Meisterstück politischer Poesie. Sie zeigt, dass man mit den richtigen Metaphern jede Realität in ein feierliches Licht tauchen kann.
Die Truppe selbst dürfte sich über die warmen Worte freuen – und hoffen, dass der Airbag bald auch wieder funktionstüchtig geliefert wird.
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